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Wissenschaftliches Kolloquium der EFSA Nr. 18: Hin zu ganzheitlichen Ansätzen für die Risikobewertung multipler Stressoren bei Bienen

Sachverständige diskutieren Bienengesundheit bei EFSA-Kolloquium

Mehr als 100 Bienensachverständige kamen diese Woche in Parma (Italien) zusammen, um die jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen im Bereich der Risikobewertung multipler Stressoren bei Bienen zu diskutieren. Das 18. Wissenschaftliche Kolloquium der EFSA wurde anberaumt, da sich Wissenschaftler zunehmend darüber einig sind, dass dem Verlust von Bienenvölkern eine Vielzahl von Faktoren zugrunde liegt, und weil sich Hinweise darauf mehren, dass Stressoren von Bienen – wie Parasiten, Krankheiten, Fehl- und Mangelernährung sowie die Folgen von Pestiziden – sich sowohl in Kombination miteinander als auch einzeln auswirken können.

Die EFSA-Wissenschaftlerin Agnès Rortais, die der internen Taskforce der Behörde zum Thema Bienen vorsteht, erklärte: „Bienen spielen eine zentrale Rolle in unseren Ökosystemen und der Lebensmittelkette. Ihr Schutz ist daher unerlässlich. Dieses Kolloquium bot eine einzigartige Gelegenheit, Sachverständige und Spezialisten aus der ganzen Welt zusammenzubringen und ihr Wissen sowie ihre Erfahrung für diese wichtige Aufgabe zu vereinigen. Die Ideen und Erkenntnisse, die an diesen beiden Tagen ausgetauscht wurden, werden für die Arbeit der EFSA-Taskforce von immensem Nutzen sein.“

Professor Tony Hardy, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Ausschusses der EFSA, eröffnete das Treffen, indem er die Delegierten willkommen hieß, die aus ganz Europa und sogar aus den Vereinigten Staaten und Kanada angereist waren – darunter Repräsentanten von nationalen Umweltbehörden, Industrie- und Erzeugerverbänden wie Bienenzüchtervereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie der Europäischen Kommission. Prof. Hardy betonte, das Ziel des Kolloquiums sei eher, eine freie und offene Diskussion über schwierige und mitunter kontroverse Fragen zu führen, als Einigung über diese zu erzielen.

Im Anschluss stellten eingeladene Sachverständige die vier Themen des Treffens unter dem Titel „Towards a holistic approach to the risk assessment of multiple stressors in bees“ (Hin zu einem ganzheitlichen Ansatz für die Risikobewertung multipler Stressoren bei Bienen) vor, die später in kleineren Diskussionsgruppen weiter erörtert wurden. Koos Biesmeijer vom Naturalis Biodiversity Centre in den Niederlanden bereitete den Boden für die Diskussion zum Thema „Schutz von Bienen und Bestäubungsdiensten: Instrumente und Herausforderungen“ und präsentierte hierzu die Ergebnisse einer Studie, in der die Abnahme der Bienenarten in Europa über vier Zeiträume von je 20 Jahren hinweg untersucht wurde.

Pascal Hendrikx von der französischen Lebensmittelsicherheitsagentur ANSES beschrieb anschließend die Fortschritte bei der Einrichtung eines standardisierten europaweiten Programms zur Überwachung von Bienen durch das EU-Referenzlabor für Bienengesundheit. Er berichtete, dass bereits in 17 Mitgliedstaaten ein Standardprotokoll etabliert wurde, das gemeinsame Probenahmeverfahren, Fragebögen sowie Schulungen von Bieneninspektoren umfasst.

Fabio Sgolastra von der Universität Bologna (Italien) gab einen Vorgeschmack auf die spätere Diskussion zum Thema „Prüfung und Bewertung von Stressoren bei Bienen: Von Labor- zu Feldbedingungen“, indem er problematische Fragen aufzeigte, zum Beispiel wie man die chronischen Wirkungen subletaler Dosen an Pestiziden unter Feldbedingungen untersuchen solle.

Jeff Pettis vom Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten legte die Komplexität des vierten Themenkreises – „Risikobewertung multipler Stressoren bei Bienen: von mechanistischen zu ganzheitlichen Ansätzen“ – dar. Dies sei keine höhere Mathematik, so Pettis – sondern noch komplizierter. Er warf eine Reihe von Fragen auf, die in der Diskussionsgruppe aufgenommen wurden, zum Beispiel: die Verwendung von Modellen als Instrument für die Risikobewertung sowie die Validität der Extrapolation von Einzelbefunden auf den „Superorganismus“ (das Bienenvolk).

Die vier Themen wurden in den Nachmittagssitzungen eingehend erörtert und die zusammengefassten Ergebnisse am nächsten Morgen im Plenum präsentiert.

Die wissenschaftlichen Kolloquien der EFSA bringen internationale Sachverständige aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, um eine offene wissenschaftliche Diskussion zu wichtigen Themen zu ermöglichen und ausreichend Gelegenheit für einen vertieften Meinungsaustausch zu bieten. Dieses jüngste Treffen lieferte wertvolles Material für die interne Bienen-Taskforce der EFSA, die derzeit bereichsübergreifende Fragen, Daten- und Wissenslücken, Forschungsbedarf sowie Empfehlungen auf Grundlage der neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Risikobewertung und des Monitoring von Bienen ermittelt. Der Bericht der Taskforce ist für September 2013 vorgesehen.