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Gemeinsamer Bericht der EFSA und des ECDC über Antibiotikaresistenzen bei Zoonose-Bakterien, die Menschen, Tiere und Lebensmittel befallen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben den zweiten gemeinsamen EU-Bericht über Antibiotikaresistenzen bei Zoonose Bezeichnung für Krankheiten und Infektionen, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können.-Bakterien, die Menschen, Tiere und Lebensmittel befallen, veröffentlicht. Der Bericht leistet einen wichtigen Beitrag zu der Arbeit, die derzeit auf EU-Ebene zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen geleistet wird. Die EFSA und das ECDC zählen zu den Hauptakteuren der EU unter den Teilnehmern einer von der dänischen EU-Ratspräsidentschaft organisierten Konferenz, auf der am 14./15. März gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erörtert werden.

Der Bericht auf Grundlage von Daten, die von EU-Mitgliedstaaten für 2010 erhoben wurden, zeigt, dass Resistenzen gegenüber verschiedenen Antibiotika häufig bei Zoonose-Bakterien[1] wie Salmonella und Campylobacter nachgewiesen wurden, welche die Hauptursachen für die gemeldeten lebensmittelbedingten Infektionen in der EU darstellen. Die Häufigkeit von Resistenzen bei Tieren und in Lebensmitteln blieb gegenüber den Vorjahren auf ähnlichem Niveau.

„Zoonosen stellen eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit in der EU dar, und Resistenzen von Zoonose-Bakterien gegenüber Antibiotika, die zur Behandlung dieser Erkrankungen angewendet werden, lösen auf europäischer wie weltweiter Ebene zunehmend Besorgnis aus. Die EFSA hat dies schon in ihrer Anfangszeit erkannt; seit 2004 trägt sie wichtige Daten zusammen und berichtet über Entwicklungen in Bezug auf Antibiotikaresistenzen bei Tieren und in Lebensmitteln. Im Rahmen des Aktionsplans der Europäischen Kommission zur Abwehr der Antibiotikaresistenz wird die EFSA ihre Bemühungen in diesem Bereich und ihre Zusammenarbeit mit maßgeblichen Partnern, wie dem ECDC und der Europäischen Arzneimittel-Agentur verstärken“, so die Geschäftsführende Direktorin der EFSA, Catherine Geslain-Lanéelle.

ECDC-Direktor Marc Sprenger fügt hinzu: „Campylobacteriose ist die am häufigsten gemeldete zoonotische Infektion bei Menschen, und die hohe Resistenz von Campylobacter gegenüber mehreren Antibiotika, einschließlich Ciprofloxacin, löst auf EU-Ebene zunehmende Besorgnis aus. Das ECDC ist sich der Bedrohung, die von Antibiotikaresistenzen ausgeht, seit langem bewusst. Daher sammeln wir Überwachungsdaten und koordinieren den Europäischen Antibiotikatag. Dieser neue Bericht ist ein weiterer entscheidender Schritt nach vorne. Dank der harmonisierten Überwachung von menschlichen und tierischen Daten können wir entsprechend handeln, um eine weitere Ausbreitung beim Menschen zu verhindern. Das ECDC wird seine Verbindungen zu allen wichtigen Interessenträgern einschließlich der EFSA weiter ausbauen, um Risikomanagern wissenschaftliche Unterstützung zu bieten und das Thema Antibiotikaresistenz effizient aus einer ganzheitlichen Gesundheitsperspektive angehen zu können.“

Antibiotika werden in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt, um Mikroorganismen (z.B. Bakterien), die Infektionen verursachen, zu bekämpfen. Bestimmte Gruppen von Antibiotika, wie Fluorchinolone (z.B. Ciprofloxacin), Cephalosporine der dritten Generation (z.B. Cefotaxim) und Makrolide (z.B. Erythromycin) werden von der Weltgesundheitsorganisation als sehr wichtig für die Behandlung schwerer Infektionskrankheiten bei Menschen eingestuft. Auch bei Tieren, die zur Lebensmittelerzeugung gehalten werden, können gleiche oder ähnliche Antibiotika wie in der Humanmedizin eingesetzt werden, um verschiedene Infektionskrankheiten zu behandeln.

Resistenzen gegen Antibiotika treten dann auf, wenn Mikroorganismen Mechanismen entwickeln, die ihre Empfindlichkeit gegenüber den Antibiotika verringern und eine Behandlung mit diesen unwirksam machen. Die Ursachen für die Ausbreitung bakterieller Resistenzen sind vielfältig. Gegen Antibiotika resistente Zoonose-Bakterien sind besonders besorgniserregend, da sie von Tieren auf Lebensmittel und Menschen übertragen werden und so die wirksame Behandlung von Infektionen beim Menschen beeinträchtigen können.

Der Bericht über Antibiotikaresistenzen bei Zoonose-Bakterien zeigt, dass ein hoher Anteil der beim Menschen auftretenden Campylobacter-Bakterien gegen Ciprofloxacin, ein Antibiotikum von hoher Bedeutung, resistent ist, während gegenüber Erythromycin, einem weiteren sehr wichtigen Antibiotikum, eine geringe Resistenz beobachtet wurde. Mit über 200.000 gemeldeten Fällen im Jahr 2010 ist Campylobacteriose die am häufigsten gemeldete zoonotische Infektion bei Menschen in der EU. Eine hohe Resistenzentwicklung wurde auch für allgemein übliche Antibiotika wie Ampicillin und Tetracycline verzeichnet. Ein hoher Anteil von in Tieren und Lebensmitteln nachgewiesenen Campylobacter ist resistent gegenüber Ciprofloxacin, insbesondere bei Hühnern, aber auch bei Schweinen und Rindern.

Bei Menschen ist ein hoher Anteil von Salmonella-Bakterien, die im Jahr 2010 für beinahe 100.000 gemeldete Fälle von Salmonellose bei Menschen verantwortlich waren, gängigen Antibiotika gegenüber resistent; die Resistenz gegenüber Antibiotika von hoher Bedeutung für die Behandlung von Menschen ist jedoch relativ niedrig. Bei Tieren und in Lebensmitteln wurden hohe Resistenzgrade von Salmonella gegenüber allgemein üblichen Antibiotika gemeldet, bei Geflügel auch gegenüber Ciprofloxacin.

Die Resistenz der Indikatorbakterien vom Typ E. coli[2] bei Geflügel war gegenüber dem sehr wichtigen Antibiotikum Ciprofloxacin hoch, während Enterococci-Indikatorbakterien bei Tieren eine hohe Resistenz gegenüber Erythromycin, einem weiteren Antibiotikum von hoher Bedeutung aufwiesen.

Der Bericht umfasst ferner Informationen aus 11 EU-Mitgliedstaaten und einem EFTA-Land über das Auftreten von Meticillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) bei Tieren und in Lebensmitteln. MRSA wurde bei einer Reihe unterschiedlicher Tierarten Untergliederung der Gattung, eine Gruppe eng verwandter und ähnlicher aussehender Organismen; z.B. steht im Falle des Homo sapiens (Mensch) der zweite Teil des Namens (sapiens) für die Art. nachgewiesen, darunter Schweine, Geflügel, Rinder, Hunde und Pferde, sowie in einigen Lebensmitteln tierischer Herkunft.

Weitere Informationen über Antibiotikaresistenzen

Notes to editors

Der Bericht beschreibt Antibiotikaresistenzen von Salmonella und Campylobacter bei Menschen, Tieren und in Lebensmitteln sowie von nicht krankheitsauslösenden Bakterien wie E. coli und Enterococci aus Tieren und Lebensmitteln. Die EFSA und das ECDC haben die von 26 EU-Mitgliedstaaten und drei EFTA-Ländern für 2010 vorgelegten Daten zu Antibiotikaresistenzen ausgewertet. Die EFSA untersucht seit 2004 Antibiotikaresistenzen von bei Tieren und in Lebensmitteln nachgewiesenen Zoonose-Bakterien.

Zwischen den bei Menschen und den in Lebensmitteln bzw. bei Tieren nachgewiesenen Antibiotikaresistenzen, die der Bericht beschreibt, kann kein direkter Vergleich angestellt werden, da zum Teil unterschiedliche Definitionen für Resistenz verwendet wurden. Der Bericht zeigt, dass eine weitere Harmonisierung der Daten erforderlich ist, damit verbesserte Vergleiche des Grades der Antibiotikaresistenz zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ländern sowie Vergleiche zwischen Menschen, Tieren und Lebensmitteln durchgeführt werden können.

[1] Zoonosen sind Infektionen oder Krankheiten, die direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können, zum Beispiel durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder Kontakt mit infizierten Tieren.
[2] Die im Bericht analysierten E. coli- und Enterococci-Bakterien waren nicht pathogen, d.h. sie rufen keine Krankheiten hervor. Diese Bakterien können als Indikatoren für den Grad der Antibiotikaresistenz in der normalen Darmflora gesunder Tiere dienen.