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Zoonosenbericht von EFSA und ECDC: Salmonella-Infektionen beim Menschen nehmen weiter ab, während Campylobacter-Infektionen zunehmen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben ihren Jahresbericht zu Zoonosen und lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in der Europäischen Union für das Jahr 2010 veröffentlicht. Dem Bericht zufolge nahm 2010 die Zahl der Salmonella-Infektionen beim Menschen um nahezu 9% ab und ist damit bereits im sechsten Jahr in Folge rückläufig. Auch bei Geflügel ist auf EU-Ebene ein deutlicher Rückgang des Auftretens von Salmonella zu verzeichnen.

Campylobacteriose hingegen ist nach wie vor die seit 2005 am häufigsten gemeldete Zoonose beim Menschen, wobei die Zahl der Fälle in den letzten fünf Jahren weiter zugenommen hat. Der vorliegende Bericht unterstützt die Europäische Kommission und EU Mitgliedstaaten bei ihren Erwägungen hinsichtlich möglicher Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher vor Risiken, die mit Zoonosen in Zusammenhang stehen.

„Die positive Entwicklung in Bezug auf den Rückgang von Salmonella-Infektionen bei Menschen und Geflügel dauert an, und die Mehrzahl der Mitgliedstaaten hat die Ziele, die für 2010 zur Verringerung von Salmonella in verschiedenen Geflügelbeständen vereinbart wurden, erreicht“, so Claudia Heppner, die amtierende Direktorin der EFSA für Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. und wissenschaftliche Unterstützung.

Dem Bericht zufolge liegen die Hauptgründe für den Rückgang von Salmonellose-Fällen beim Menschen wahrscheinlich in den erfolgreichen EU-Bekämpfungsprogrammen zur Reduzierung der Verbreitung des Bakteriums in Geflügelpopulationen, insbesondere bei Legehennen[1]. Salmonella-Bakterien, die üblicherweise Fieber, Durchfall und Bauchkrämpfe auslösen, waren im Jahr 2010 für 99.020 gemeldete Fälle beim Menschen verantwortlich, verglichen mit 108.618 Fällen im Jahr 2009. Salmonella wurde vorwiegend in Hühner- und Putenfleisch nachgewiesen.

Johan Giesecke, leitender Wissenschaftler am ECDC, erläutert: „Die steigende Zahl von Campylobacter-Infektionen beim Menschen unterstreicht die Notwendigkeit weiterer gemeinsamer Anstrengungen. Die EFSA und das ECDC werden daher ihre Kontakte zu allen wichtigen Partnern weiter ausbauen und die Zusammenarbeit nochmals verstärken, um das Auftreten dieser Krankheiten in der EU zu verringern.“

Im Jahr 2010 wurden insgesamt 212.064 Fälle von Campylobacter-Infektionen beim Menschen gemeldet, was einen Anstieg im fünften Jahr in Folge bedeutet, der allein im Vergleich zu 2009 7% beträgt. Bei Lebensmitteln wurden Campylobacter-Bakterien, die Durchfall und Fieber verursachen können, hauptsächlich in rohem Geflügelfleisch nachgewiesen. Um wirkungsvoll gegen Campylobacter vorzugehen, führt die Europäische Kommission derzeit eine Kosten-Nutzen-Analyse der Maßnahmen zur Bekämpfung des Bakteriums auf den verschiedenen Stufen der Lebensmittelkette durch. Die EFSA hat diese Arbeit unter anderem durch die Auswertung einer EU-weiten Grundlagenerhebung zum Vorkommen von Campylobacter bei Hühnern sowie die Bereitstellung wissenschaftlicher Beratung zu möglichen Reduzierungsmaßnahmen unterstützt.

Der Bericht gibt auch einen Überblick über andere lebensmittelbedingte Erkrankungen. Infektionen beim Menschen mit Shigatoxin/Verotoxin-produzierenden Escherichia coli (STEC/VTEC) etwa haben seit 2008 zugenommen und wurden 2010 in 4.000 Fällen gemeldet. Bei Tieren und Lebensmitteln wurden VTEC-Bakterien vor allem in Rindern und Rindfleisch nachgewiesen.

Eine Abnahme im fünften Jahr in Folge wurde mit 6.776 Fällen im Jahr 2010 für Infektionen beim Menschen mit Yersinia enterocolitica festgestellt, einem Bakterium, das vorwiegend in Schweinen und Schweinefleisch vorkommt. Die Zahl menschlicher Fälle von Trichinellose – einer parasitären Zoonose – sank 2010 signifikant (223 Fälle im Vergleich zu 748 Fällen im Jahr 2009); dies geht einher mit einer Abnahme von Trichinella-Befunden bei Schweinen, einer wichtigen Quelle des Parasiten.

Listeria-Infektionen beim Menschen zeigten mit 1.601 bestätigten Fällen im Jahr 2010 einen leichten Rückgang. 2013 wird die EFSA die Ergebnisse einer EU-weiten Grundlagenerhebung zu Listeria in verzehrfertigen Lebensmitteln – einschließlich geräuchertem Fisch, hitzebehandelten Fleischerzeugnissen sowie Weichkäsen und halbfesten Schnittkäsen[2] – auswerten. Dies soll weitere wertvolle Informationen zum Vorkommen von Listerien sowie zu den Faktoren, die ihre Verbreitung in den genannten risikoreicheren Lebensmitteln begünstigen, liefern. Zur Ergänzung dieses Unterfangens werden die EFSA und das ECDC gemeinsam eine molekulare Typisierung von humanen und in Lebensmitteln vorkommenden Listeria-Stämmen durchführen, um potenzielle Zusammenhänge zwischen Infektionen beim Menschen und Lebensmittelkontaminationen ermitteln zu können.

Dem Bericht zufolge wurden 2010 in der EU 5.262 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche[3] registriert und damit nur geringfügig weniger als 2009. Von diesen gemeldeten Ausbrüchen waren mehr als 43.000 Menschen betroffen, und es kam zu 25 Todesfällen; tatsächlich könnten diese Zahlen jedoch noch höher liegen, da nicht alle Fälle gemeldet werden. Die am häufigsten gemeldeten Ursachen für lebensmittelbedingte Ausbrüche waren Salmonella (31 % aller Ausbrüche), gefolgt von Viren wie dem Norovirus (15 %) und Campylobacter (9 %). Die wichtigsten Lebensmittelquellen für Ausbrüche waren Eier und Eiprodukte, Mischmahlzeiten und Büfetts sowie Gemüse und daraus hergestellte Erzeugnisse. Die Bedeutung von Gemüse als Quelle für Krankheitsausbrüche nahm im Vergleich zu den Vorjahren zu.

Der Bericht berücksichtigt 15 zoonotische Krankheiten, darunter Q-Fieber, Brucellose, Rindertuberkulose, Tollwut und die parasitäre Zoonose Echinokokkose. Der vollständige Bericht mit Daten zu den einzelnen Ländern und Anhängen ist auf den Websites der EFSA und des ECDC verfügbar.

Notes to editors

Zoonosen sind Infektionen oder Krankheiten, die direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können, zum Beispiel durch Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder Kontakt mit infizierten Tieren. Der Schweregrad dieser Krankheiten reicht beim Menschen von leichten Symptomen bis zu lebensbedrohlichen Zuständen. Um das Auftreten von Zoonosen zu verhindern, ist es wichtig, die Tiere und Lebensmittel zu identifizieren, die die Hauptquellen für Infektionen darstellen. Zu diesem Zweck werden zum Schutz der menschlichen Gesundheit aus allen EU-Mitgliedstaaten Informationen zusammengetragen und ausgewertet.

Im Jahr 2010 stellten die 27 EU-Mitgliedstaaten und 4 EFTA-Länder der Europäischen Kommission, der EFSA und dem ECDC Informationen zum Auftreten von Zoonosen, Zoonoseerregern und lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen zur Verfügung.

Um die Sicherheit von Lebensmitteln zu gewährleisten, müssen auch die Verbraucher ihren Teil beitragen. So empfiehlt es sich, bei der Zubereitung von Speisen hygienische Grundregeln zu beachten und Lebensmittel gründlich durchzugaren. Weitere Informationen hierzu enthalten die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) „Fünf Schlüssel zu sicheren Lebensmitteln“.

[1] Gemäß Verordnung (EG) Nr. 2160/2003 zielen diese Bekämpfungsprogramme darauf ab, die in den Verordnungen (EG) Nr. 1003/2005, Nr. 1168/2006 und Nr. 646/2007 festgelegten Reduzierungsziele für folgende Salmonella-Arten zu erreichen: S. enteritidis, S. typhimurium, S. infantis, S. virchow und S. hadar in Zuchtbeständen sowie S. enteritidis und S. typhimurium in Legehennenbeständen sowie bei Hühnern und Puten.
[2] Listeria-Bakterien können sich bei niedrigen Temperaturen vermehren und sind salztolerant, weshalb sie auch in verarbeiteten, konservierten und gekühlten Lebensmitteln überleben können.
[3] dabei handelt es sich um das Auftreten von mindestens zwei Fällen derselben Krankheit und/oder Infektion beim Menschen, die (wahrscheinlich) mit demselben Lebensmittel in Zusammenhang stehen.