Vektorübertragene Krankheiten
Ein Vektor Träger eines krankheitsverursachenden Agens, der diesen von einem infizierten auf ein nicht infiziertes Individuum bzw. dessen Nahrung oder Umwelt überträgt; z.B. Mücken, die den Malaria-Erreger übertragen ist ein lebender Organismus Lebewesen wie Menschen, Tiere, Pflanzen und Mikroben (z.B. Bakterien und Viren), der Krankheitserreger von einem infizierten Tier auf einen Menschen oder ein anderes Tier überträgt. Bei Vektoren handelt es sich häufig um Arthropoden (Gliederfüßer), z. B. Stechmücken, Zecken, Fliegen, Flöhe und Läuse.
Vektoren können Infektionskrankheiten aktiv oder passiv übertragen:
- Biologische Vektoren, wie Stechmücken und Zecken können Träger von Krankheitserregern sein, die sich in ihren Körpern vermehren und – üblicherweise durch Bisse – auf neue Wirte übertragen werden.
- Mechanische Vektoren, wie Fliegen, können Infektionserreger auf sich tragen und diese über Körperkontakt weitergeben.
Erkrankungen, die über Vektoren übertragen werden, bezeichnet man als vektorübertragene Krankheiten. Bei vielen vektorübertragenen Krankheiten handelt es sich um Zoonosen, also Erkrankungen, die direkt oder indirekt zwischen Tier und Mensch übertragen werden können. Hierzu zählen beispielsweise Lyme-Borreliose, Zeckenenzephalitis, West-Nil-Virus, Leishmaniose und Krim-Kongo-Fieber.
Viele vektorübertragene Erkrankungen gelten als neu auftretende Infektionskrankheiten in der Europäischen Union, d. h.:
- eine Krankheit, die in einer Population zum ersten Mal auftritt oder
- bereits zuvor aufgetreten sein kann, aber deren Häufigkeit ( Inzidenz Anzahl neuer Ereignisse, die innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums in einem definierten geografischen Gebiet auftreten, z.B. die Zahl der Grippeerkrankungen pro Jahr in Europa) bzw. geografische Verbreitung rasch zugenommen hat.
Einige Vektoren sind in der Lage, beträchtliche Entfernungen zurückzulegen. Dies kann sich auf das Ausbreitungsgebiet von vektorübertragenen Zoonosen auswirken. Die Einschleppung von Vektoren in neue Gebiete kann beispielsweise erfolgen durch:
- Tourismus und internationalen Handel;
- Tiertransporte, z.B. von Nutztieren;
- Zugvögel;
- sich ändernde landwirtschaftliche Verfahren
- oder Wind.
Andere Faktoren können ebenfalls eine Rolle bei der Ansiedlung von Vektoren in neuen Gebieten spielen, wie etwa die klimatischen Verhältnisse.
Rolle der EFSA
Die EFSA und ihr Gremium für Tiergesundheit und Tierschutz bieten unabhängige wissenschaftliche Beratung und Unterstützung zu Aspekten vektorübertragener Zoonosen, die die Gesundheit von Mensch und Tier betreffen. Die EFSA überwacht und analysiert die Lage in Bezug auf Zoonosen, zoonotische Mikroorganismen, Antibiotikaresistenzen, mikrobiologische Kontaminanten Alle in Lebensmitteln zu findenden Stoffe, die nicht absichtlich zugesetzt wurden. Kontaminanten können auf Verpackung, Lebensmittelverarbeitung und -transport, landwirtschaftliche Praktiken oder den Einsatz von Tierarzneimitteln zurückzuführen sein. Der Begriff deckt nicht die Kontamination durch Insekten oder Nagetiere ab sowie lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in ganz Europa.
Die EFSA arbeitet eng mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zusammen, mit dem es Informationen über aktuelle und künftige Projekte zu Vektoren und vektorübertragenen Zoonosen austauscht.
Basierend auf den von den EU-Mitgliedstaaten erfassten Daten erstellen die EFSA und das ECDC jährliche EU-Kurzberichte zu vektorübertragenen Zoonosen bei Tieren sowie lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen, die durch solche Mikroorganismen ausgelöst werden.
Krankheitsbeschreibungen
Die EFSA hat interaktive Krankheitsbeschreibungen mit benutzerfreundlichen und faktengestützten Informationen über durch Vektoren übertragene Krankheiten erarbeitet. Die Krankheitsbeschreibungen werden auf der Grundlage von dynamischen systematischen Überprüfungen der folgenden sieben Kriterien auf den neuesten Stand gebracht: 1. geografische Verteilung; 2. experimentelle Infektionen; 3. Wirksamkeit Besagt, wie gut etwas in Bezug auf vordefinierte Standards oder Erwartungen wirkt der Impfung; 4. Überleben des Krankheitserregers; 5. Genauigkeit des Diagnosetests; 6. Vektorenbekämpfung und 7. Wirksamkeit der Behandlung. Wenn hinreichende Studien vorliegen und überprüft wurden, wird automatisch eine Metaanalyse Statistische Methode, welche die Zusammenfassung von Ergebnissen ähnlicher Studien zur Ermittlung signifikanter Tendenzen ermöglicht der dabei gewonnenen Daten durchgeführt, und die Ergebnisse werden in den Krankheitsbeschreibungen anschaulich dargestellt. Außerdem werden Links zu anderen Risikobewertungen bereitgestellt, die die EFSA im Zusammenhang mit den Krankheiten vorgenommen hat.
Unser Video zeigt eine Kurzdarstellung der Krankheitsbeschreibung.
Systematische Übersichten zu vektorübertragenen Krankheiten
Hier finden Sie die Krankheitsprofile zu vektorübertragenen KrankheitenVectorNet
VectorNet ist eine gemeinsame Initiative von EFSA und ECDC, die im Mai 2014 gestartet wurde und sich nun in ihrer zweiten Phase befindet (2019-2023). VectorNet unterstützt die Erfassung von Daten zu Vektoren und Krankheitserregern in Vektoren, die die Gesundheit von Mensch und Tier betreffen.
Das ECDC und die EFSA führen über ein Netzwerk human- und veterinärmedizinischer Sachverständiger und Einrichtungen eine gemeinsame Datenbank, in der das Vorkommen und die Verbreitung von Vektoren und Krankheitserregern in Vektoren in Europa und im Mittelmeerraum erfasst werden.
Darüber hinaus bietet das Projekt dem ECDC und der EFSA wissenschaftliche Ad-hoc-Beratung zu fachlichen Fragen in Bezug auf die Vektorüberwachung und vektorübertragene Krankheiten bei Menschen und Tieren.
Das Projekt wird zur Verbesserung der Abwehrbereitschaft und der Reaktion auf vektorübertragene Krankheiten in der Europäischen Union beitragen. Abonnieren Sie unseren Newsletter, der Sie laufend über die jüngsten Aktivitäten im Rahmen von VectorNet informiert.
Karten Vektoren
Die Datenbank im Rahmen des VectorNet-Projekts von ECDC und EFSA bietet Informationen über die europäische Verbreitung verschiedener Arten von Stechmücken, Zecken, Sandfliegen und Gnitzen, die Vektoren von Krankheitserregern sein können, welche die Gesundheit von Mensch oder Tier betreffen. Die Karten basieren auf bestätigten (veröffentlichten und unveröffentlichten) Daten, die von Experten bereitgestellt wurden, stellen jedoch nicht den offiziellen Standpunkt der Länder dar.
Karten Stechmücken | Die Karten zeigen die aktuelle bekannte Verbreitung verschiedener invasiver und heimischer Stechmückenarten in Europa auf „regionaler“ Verwaltungsebene (NUTS3). | |
Karten Zecken | Die Karten zeigen die aktuelle bekannte Verbreitung verschiedener Zeckenarten in Europa auf „regionaler“ Verwaltungsebene (NUTS3). | |
Karten Sandfliegen | Die Karten zeigen die aktuelle bekannte Verbreitung verschiedener Sandfliegenarten in Europa auf „regionaler“ Verwaltungsebene (NUTS3). | |
Karten Gnitzen | Die Karten zeigen die aktuelle bekannte Verbreitung verschiedener Gnitzenarten in Europa auf „regionaler“ Verwaltungsebene (NUTS3). |
Bitte kontaktieren Sie vectornet [at] ecdc.europa.eu (vectornet[at]ecdc[dot]europa[dot]eu), falls Sie einschlägige Informationen zu den Vektorenverbreitungskarten haben.
EU-Rechtsrahmen
Gemäß den EU-Rechtsvorschriften besteht für viele Infektionskrankheiten eine Meldepflicht der Mitgliedstaaten an die zuständigen nationalen Behörden bzw. die Europäische Kommission. Die Krankheitsbekämpfung erfolgt mittels verschiedener Kontroll-, Tilgungs- und Präventionsmaßnahmen. Die EU-Politik im Bereich übertragbare Krankheiten konzentriert sich auf die Überwachung, Früherkennung und schnelle Reaktion.
Seit 1999 besteht ein EU-Netzwerk für die epidemiologische Überwachung und Kontrolle übertragbarer Krankheiten. Die Überwachung seitens der EU erstreckt sich auf eine Reihe wichtiger vektorübertragener Zoonosen, wie Malaria, das West-Nil-Virus und Gelbfieber. Darüber hinaus verfügt das ECDC über ein Sonderprogramm zu neu auftretenden und vektorübertragenen Krankheiten.
Im Bereich der Tiergesundheit besteht ein Schlüsselelement der gemeinschaftlichen Tiergesundheitspolitik in der Früherkennung von Bedrohungen durch gebietsfremde, neue und neu auftretende Krankheiten.