EFSA@EXPO im Rückblick: Crowdsourcing, Kristalle und Communities
Offenheit in der Wissenschaft ist nichts Neues, aber die Gesellschaft fordert, dass sie sich noch weiter öffnet. Öffentliche Stellen, Verbraucher und andere Interessengruppen wollen bei der Risikobeherrschung als Ganzes mitreden – von Anfang an, nicht erst am Ende. Stetig zunehmende Datenmengen erfordern neue Wege und Ansätze der Bewertung und Analyse. Innovative Unternehmen und Online-Communities können mit dazu beitragen, Instrumente zu entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Die Sektion befasste sich mit aktuellen Modellen der offenen Bewertung sowie neuen Tools in diesem Bereich.
Wissenschaft und Gesellschaft: eine sich entwickelnde Partnerschaft
Hauptredner Gerard De Vries von der Universität Amsterdam lieferte das ideale konzeptionelle Sprungbrett zur Eröffnung der Sektion, indem er darlegte, wie die Gesellschaft den wissenschaftlichen Prozess bereichern kann, wo in der Öffentlichkeit und unter Experten zu suchen ist und welche Fähigkeiten und Instrumente diese mitbringen können.
Ideen-Crowdsourcing mittels motivierter Nutzer
Crowdsourcing ist nichts wirklich Neues, so Miia Kosonen von der Mikkeli Universität in Finnland. Crowd-Wissen ist so alt wie die menschliche Gesellschaft. Was neu ist, ist unsere Fähigkeit, mittels wissensbasierter Interaktion miteinander in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. „Citizen Science“ soll die wissenschaftliche Expertise nicht ersetzen, sondern sie vielmehr ergänzen. Die Referentin umriss drei Crowdsourcing-Modelle, die durch unterschiedliche Grade und Kombinationen von Konkurrenz und Kollaboration motiviert sind: Wettbewerbe, Events und Communities.
Von der NASA zum Amazonas-Dschungel: Crowdsourcing am Arbeitsplatz
Steven Drew von InnoCentive zufolge steht das Phänomen „People Science“ im Einklang mit allgemeinen sozioökonomischen Trends zu „Crowd Labour“. In seinem Vortrag präsentierte er das „Open Innovation“-Tool seiner Firma, über das Hundertausende registrierte „Löser“ an „Challenges“ (Herausforderungen) teilnehmen, die zur Lösung wissenschaftlicher Fragestellungen entwickelt wurden. Dank einem Preisgeld und neuen Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit liefern diese Challenges beeindruckende Ergebnisse.
Wissenskristalle zur effektiven Entscheidungsfindung
Seit über zehn Jahren arbeitet Jouni Tuomisto vom Nationalen Institut für Gesundheit und Soziales in Finnland an der Entwicklung geeigneter Tools für offene Bewertungen unter Verwendung webbasierter Plattformen. Seine „Wissenskristalle“ beantworten spezifische Forschungsfragen und stellen an einem festen Ort im Internet die beste derzeit bekannte Antwort sowie alle verfügbaren Daten, Informationen und Diskussionen bereit, die erforderlich sind, um einen kritischen Leser zu überzeugen. Die Kristalle werden aktualisiert, sobald neue Daten erscheinen, und stehen, unter Einhaltung bestimmter Regeln, jedermann zur Teilnahme offen.
Große Datenmengen und kognitive Informatik
Die Menge, Vielfalt und Geschwindigkeit von Daten schaffen nie dagewesene Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen; für den Einzelnen ist es unmöglich, all diese Daten alleine kritisch zu bewerten. Neue Tools hingegen können dabei helfen. Cameron Brooks von IBM Watson beeindruckte seine Zuhörer mit Zahlen zum Potenzial der kognitiven Informatik im Hinblick auf die Extraktion von Evidenz aus großen unstrukturierten Datenmengen. Das Computerprogramm Watson ist in der Lage, 200 Millionen Seiten von Daten in drei Sekunden zu lesen. Es kann diese nicht nur verstehen, sondern auch evidenzbasierte Hypothesen generieren und bewerten sowie sich im Laufe der Zeit anpassen und lernen, wie Brooks ausführte.
Diversifizierung von Fachwissen: regulatorische Folgenabschätzung von Chemikalien
Die Einbeziehung unterschiedlichster Fachkenntnisse, beispielsweise aus den Natur- sowie den Sozialwissenschaften, ist in einigen Bereichen bereits Realität. Tomas Öberg von der Europäischen Chemikalienagentur führte aus, wie ein solcher interdisziplinärer Ansatz bei der Folgenabschätzung für Chemikalien angewendet wird, die unter die REACH-Verordnung der EU fallen.
Risikoprofilierung: besseres Verständnis von Wissenschaft und Förderung des Dialogs
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. hat, so berichtete Mark Lohmann, ein Grafik-Tool entwickelt, das die Größe wesentlicher Parameter für die Risikobewertung veranschaulicht. Das Tool wird bei der Risikokommunikation Der interaktive Austausch von Informationen und Meinungen während des gesamten Risikoanalyseprozesses, einschließlich der Erläuterung der Ergebnisse der Risikobewertung und der Grundlage für Risikomanagemententscheidungen. Zu den Ebenen des interaktiven Austauschs gehören: die Verbreitung öffentlicher Informationen über Risiken an Verbraucher oder andere betroffene Gruppen; der Dialog innerhalb und zwischen Risikobewertern und Risikomanagern; der Dialog mit interessierten Kreisen, die von den Ergebnissen der Risikoanalyse betroffen sind. eingesetzt, um das Wissen über Risiken und das Verständnis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu verbessern sowie den Dialog mit der Öffentlichkeit und Interessengruppen zu fördern, was wiederum hilft, Missverständnisse auszuräumen und Konflikte zu vermeiden.
Mehr Stringenz und Effizienz erforderlich
Vor der abschließenden Diskussion fasste Robert Doubleday vom Zentrum für Wissenschaft und Politik der Universität Cambridge die Sektion kurz zusammen. Stringenz ist erforderlich, da keine einzelne Form der Expertise alle Anforderungen in Bezug auf komplexe wissenschaftliche Fragen erfüllt, wobei der Prozess der Kompetenzauswahl offen sein muss. Effizienz ist ebenfalls nötig – denn Daten und Anforderungen mögen exponentiell zunehmen, die öffentlichen Mittel hingegen tun dies nicht im gleichen Maße. Verpassen Sie nicht die Abschlussdiskussion aller Teilnehmer unter Einbeziehung des Publikums.
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