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PLS: Wohlergehen von Milchkühen

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Haftungsausschluss

  • Die vorliegende Zusammenfassung in einfacher Sprache ist eine leicht verständlich abgefasste Mitteilung über das wissenschaftliche Gutachten der EFSA zum Wohlergehen von Milchkühen. Den vollständigen Bericht der EFSA finden Sie hier.
  • Zweck der Zusammenfassung ist es, die Transparenz zu erhöhen und interessierte Parteien über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, indem eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um die wichtigsten Ergebnisse vorzustellen.

Wohlergehen von Milchkühen – ein Überblick

  • Dieses wissenschaftliche Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bietet einen aktuellen Überblick über das Wohlergehen von Milchkühen in der Europäischen Union (EU) und unterstützt die laufende Überarbeitung der EU-Tierschutzvorschriften.
  • Die Empfehlungen des wissenschaftlichen Gutachtens sind für Risikomanager, politische Entscheidungsträger, Akteure der Lebensmittelkette, die wissenschaftliche Gemeinschaft, die Medien und die breite Öffentlichkeit relevant.
  • Das Gutachten enthält drei Bewertungen zu den folgenden Themen:
    • Haltungssysteme für Milchkühe in der EU;
    • Folgen für das Wohlergehen;
    • Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe.
  • Anhand dieser Bewertungen wurden fünf Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe ermittelt und vorgeschlagen, um das Niveau des Wohlergehens der Kühe in landwirtschaftlichen Betrieben zu klassifizieren. Liegt eines dieser Merkmale vor, wird empfohlen, das Wohlergehen der Kühe in dem betreffenden landwirtschaftlichen Betrieb zu bewerten.

Worum wurde die EFSA ersucht?

  • Die Europäische Kommission ersuchte die EFSA, ein wissenschaftliches Gutachten über den Schutz von Milchkühen auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den folgenden drei spezifischen Bereichen des Wohlergehens von Milchkühen vorzulegen:
  1. Haltungssysteme: Beschreibung der üblichsten Systeme für die Haltung von Milchkühen in der EU und der Haltungspraktiken; Zusammenfassung ihrer wichtigsten Stärken, Schwächen und Gefahren für das Wohlergehen.
  2. Folgen für das Wohlergehen: Beschreibung von fünf für Milchkühe spezifischen schädlichen Folgen: Erkrankungen des Bewegungsapparats (einschließlich Lahmheit), Mastitis (Entzündung des Euters), Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Unfähigkeit, Komfortverhalten auszuleben, und Stoffwechselstörungen. Für jede Maßnahme werden tierbezogene Indikatoren (Animal-Based Measures, ABM) festgelegt (ein Beispiel für einen ABM ist klinische Krankheit), um Gefahren zu ermitteln, die möglicherweise zu den Folgen führen können. Unterbreitung von Empfehlungen zur Verhinderung oder Korrektur der Folgen.
  3. Spezifische relevante Gefahren: Analyse der Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe, die zur Klassifizierung des Niveaus des Wohlergehens in landwirtschaftlichen Betrieben verwendet werden könnten.

Wie ist die EFSA bei dieser Arbeit vorgegangen und welche Daten wurden herangezogen?

  • Die EFSA führte Recherchen in der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur durch und konsultierte amtliche Statistiken auf EU- und nationaler Ebene. Eine vollständige Liste der Quellen findet sich in Anhang A des Berichts.
  • Für jede Bewertung wurden die folgenden spezifischen Quellen herangezogen:
    • Haltungssystem: in erster Linie Überprüfungen der Literatur.
    • Wohlergehen: Überprüfungen der Literatur, ergänzt durch Expertengutachten.
    • Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe: Anhand der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur war es nicht möglich, relevante Zusammenhänge zwischen den verfügbaren Daten landwirtschaftlicher Betriebe und dem Wohlergehen der Kühe abzuleiten. Daher wurde ein auf Expertenwissen basierender Ansatz (Erhebung von Expertenwissen [Expert Knowledge Elicitation, EKE]) entwickelt.

Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?

  •  Die Haltung von Milchkühen ist in der EU sehr unterschiedlich, was es schwierig macht, allgemeine Aussagen zu treffen.
  •  Das Format der verfügbaren wissenschaftlichen Studien zur Bewertung des Wohlergehens ist häufig unzureichend.
  • Die Sicherheit jeder Schlussfolgerung, die anhand von 3 Kategorien (Sicherheitsbereiche 50–100 %; 66–100 % und 90–100 %) ausgedrückt wurde, beruhte auf einer Konsensdiskussion zwischen den Experten der Arbeitsgruppe.

Welche Ergebnisse wurden erzielt und welche Auswirkungen hatte dies?

  1. Haltungssysteme
    • Die Haltung in Boxen ist das am weitesten verbreitete System, gefolgt von Tretmistställen und Anbindeställen.
    • Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, die Zugang zu Weideflächen bieten, ist in den letzten zehn Jahren in mehreren EU-Mitgliedstaaten zurückgegangen.
    • Die Auswirkungen der einzelnen Haltungssysteme auf das Wohlergehen der Tiere sind sehr unterschiedlich, aber bei Kühen, die dauerhaft in Ställen angebunden sind, ist eine Beeinträchtigung des Wohlergehens festzustellen; dies hängt mit der Dauer der Anbindehaltung, der Angemessenheit der Ausgestaltung der Anbindung, den Abmessungen des Stalls und den Eigenschaften der Liegefläche zusammen.
  1. Folgen für das Wohlergehen
    • Mastitis. Es wurden keine Unterschiede zwischen den Haltungssystemen in Bezug auf die Inzidenz von Mastitis festgestellt. Es sind geeignete ABM für Mastitis vorhanden.
    • Erkrankungen des Bewegungsapparats. Lahmheit ist eines der signifikantesten Probleme für das Wohlergehen der Tiere; es wurden keine Unterschiede zwischen den Haltungssystemen festgestellt.
    • Probleme beim Bewegen und Ausruhen. Die verschiedenen Haltungssysteme wurden nach ihrem Grad der Einschränkung geordnet, beginnend mit der ganzjährigen Anbindehaltung, die besonders restriktiv ist, gefolgt von der Boxenhaltung und der Offenstallhaltung und schließlich der Weidehaltung, die am wenigsten restriktiv ist. Für diese Folge wurden die nachstehenden Empfehlungen ausgesprochen:
      • Milchkühe sollten aufgrund anhaltender und starker Einschränkungen der Bewegungsfreiheit nicht dauerhaft in Anbindeställen gehalten werden.
      • Es sollte Zugang zu gut bewirtschafteten Weideflächen gewährleistet werden.
      • Es sollte eine Gesamtinnenfläche – einschließlich Liegefläche – von mindestens 9 m2/Kuh bereitgestellt werden.
      • Eine Mindestbreite, Mindestlänge und andere Merkmale von Boxen werden empfohlen.
    • Komfortverhalten.
      • Die Boxenhaltung bietet eine bessere Hygiene und Sauberkeit der Kühe im Vergleich zu Anbindeställen und Offenstallsystemen.
      • Bei der Anbindehaltung ist keine Selbstpflege der Tiere möglich.
    • Stoffwechselstörungen.
      • Es wurden keine Unterschiede zwischen den Haltungssystemen in Bezug auf die Inzidenz von Stoffwechselstörungen festgestellt. Die Art der Haltung kann die Fütterungsverfahren beeinflussen, was ein Risikofaktor für Stoffwechselstörungen ist.
      • Es gibt keinen einzelnen ABM, der für alle metabolischen Störungen geeignet ist.
  1. Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe
    • Aus der EKE ergaben sich fünf Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe, die zur Klassifizierung des Niveaus des Wohlergehens in landwirtschaftlichen Betrieben herangezogen werden können: Wenn eines oder mehrere dieser Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe vorhanden sind, wird empfohlen, eine Bewertung des Wohlergehens der Kühe im betreffenden Betrieb durchzuführen.
    • In der Reihenfolge der Bedeutung, die von den Experten beigemessen wird, sind die fünf Merkmale landwirtschaftlicher Betriebe: 1) mehr als eine Kuh pro Box; 2) eine begrenzte Gesamtfläche für die untergebrachten Kühe (< 7 m²/Kuh); 3) die Abmessungen der Boxen sind für die Größe der Kühe ungeeignet; 4) eine hohe jährliche Sterblichkeitsrate im landwirtschaftlichen Betrieb (d. h. mehr als 8 % einschließlich Notschlachtungen); 5) die Kühe haben weniger als 2 Monate pro Jahr Zugang zu Weideland.

Wie lauten die wichtigsten Empfehlungen?

  • Alle Empfehlungen richten sich an politische Entscheidungsträger.
  • Empfehlungen zu Haltungssystemen und Wohlergehen werden in dem Gutachten zusammengefasst (siehe Abschnitt 7.2).
  • Milchkühe sollten nicht dauerhaft in Anbindeställen gehalten werden.
  • Obwohl eine derartige Haltung im Allgemeinen nicht genutzt werden sollte, könnten in einem Übergangszeitraum die Haltung in Anbindeställen mit regelmäßigem Zugang zu einer Rastfläche oder zu einer Sommerweide genutzt werden.
  • In Boxenställen sollte mindestens eine Box pro Kuh zur Verfügung stehen.
  • Für die Haltung in Innenbereichen sollte eine Gesamtfläche – einschließlich Liegefläche – von mindestens 9 m2/Kuh bereitgestellt werden.
  • Es sollte Zugang zu einer gut bewirtschafteten Weide (d. h. gut entwässert, mit Schattenbereichen) gewährt werden, da dies es den Kühen ermöglicht, sich frei zu bewegen, problemlos ihre Körperhaltung zu wechseln und bequem zu liegen.
  • Es sollten trockene, weiche und verformbare Liegeflächen, vorzugsweise Tiefstreu, zur Verfügung gestellt werden, da sie eine längere Liegezeit ermöglichen und Bewegungen beim Hinlegen und Aufstehen erleichtern. Bei der Verwendung von Rohbeton sollte eine Bettung von mindestens 30 cm Dicke vorgesehen werden. Bei der Verwendung von Matten und Matratzen sollte eine Bettung mit einer Mindesttiefe von 5 cm aus komprimiertem Material (d. h. komprimiert, weil das Tier darauf liegt) bereitgestellt werden. Dies entspricht beispielsweise 3 kg Stroh pro Tag, die pro Boxenfläche zur Verfügung zu stellen sind.
  • Bürsten sollten in allen Haltungssystemen ohne Anbindung verfügbar sein.
  • Das aus der EKE entwickelte risikobasierte System sollte im Rahmen eines Pilotprojekts getestet werden.

Gibt es zusätzliche Informationsquellen für den Leser?

  • Bitte lesen Sie die Bibliografie des wissenschaftlichen Gutachtens, um alle herangezogenen Quellen einzusehen.
  • Zu den früheren einschlägigen Gutachten gehören:
    • Die EFSA gab in den Jahren 2009, 2012 und 2015 Gutachten zum Wohlergehen von Milchkühen ab.
    • Overall effects of farming systems on dairy cow welfare and disease (Gesamtauswirkungen von Haltungssystemen auf Wohlergehen und Krankheiten von Milchkühen) (2009).
    • Wissenschaftliches Gutachten zur Anwendung tierbezogener Indikatoren zur Bewertung des Wohlergehens von Milchkühen (2012).