PLS: Azolresistenz bei Pilzen der Gattung Aspergillus spp.
Haftungsausschluss
- Diese Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist eine vereinfachte Mitteilung des Berichts Impact of the use of azole fungicides, other than as human medicines, on the development of azole-resistant Aspergillus spp. (Auswirkungen der Verwendung von Azol-Fungiziden außerhalb der Humanmedizin auf die Entwicklung von azolresistenten Pilzen der Gattung Aspergillus spp.). Den vollständigen Bericht finden Sie hier.
- Mit dieser Zusammenfassung in vereinfachter Sprache sollen die Transparenz verbessert und interessierte Kreise über die Arbeit der EU-Agenturen in diesem Bereich informiert werden, wobei eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse vorzulegen.
Hintergrund
- Azole werden gegen Pilze (Schimmelpilze) eingesetzt. Sie sind in der EU im Hinblick auf die Verwendung als Human- und Tierarzneimittel, Pflanzenschutzmittel (Pestizide), Biozide und Industriechemikalien reguliert.
- Aspergillus-Arten (spp.) wie A. fumigatus, A. flavus, A. terreus und A. niger sind Pilze, die häufig in der Umwelt vorkommen. Sie können schwere Atemwegserkrankungen beim Menschen verursachen, wie invasive Aspergillose (IA), chronische Lungenaspergillose (CPA) und allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). In der EU ist A. fumigatus die häufigste Ursache für diese Krankheiten.
- Aspergillose wird in erster Linie mit Azol-Arzneimitteln wie Itraconazol und Voriconazol behandelt, wobei nur wenige wirksame Alternativen zur Verfügung stehen.
- Pilze der Gattung Aspergillus spp. können eine Resistenz gegen Azol-Fungizide entwickeln, wodurch die Wirksamkeit von Azol-Arzneimitteln reduziert wird. Diese Resistenz kann auf eine lang andauernde medizinische Behandlung oder dauerhafte Umweltexposition gegenüber Azol zurückzuführen sein.
- Im Jahr 2013 veröffentlichte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) einen Bericht zur Bewertung der Auswirkungen der Verwendung von Umwelttriazolen auf die Entwicklung von Resistenzen in Pilzen der Gattung Aspergillus spp. gegen medizinische Triazole.
Was hat die Europäische Kommission gefordert?
- Die Europäische Kommission ersuchte das ECDC, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die Europäische Umweltagentur (EUA), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), mit Unterstützung der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission, die Auswirkungen von nichtmedizinischen Azol-Fungiziden auf die Entwicklung von azolresistenten Pilzen der Gattung Aspergillus spp. zu bewerten. Dies ist das erste Mandat, an dem alle fünf EU-Agenturen und die GFS beteiligt sind.
- Der Antrag umfasste die folgenden Kernaufgaben:
- Untersuchung der Arten und Mengen von nichtmedizinischen Azol-Fungiziden, die in der EU verwendet werden;
- Bewertung des Zusammenhangs zwischen der nichtmedizinischen Anwendung von Azolen und der Entwicklung einer Azol-Resistenz in Pilzen der Gattung Aspergillus spp. und der damit verbundenen Risiken für die menschliche Gesundheit;
- Identifizierung der „ökologischen Hotspots“ für die Entwicklung von Azol-Resistenzen in Pilzen der Gattung Aspergillus spp.;
- Ermittlung von Risikomanagementmaßnahmen zur Verhinderung und Kontrolle der Entwicklung und Verbreitung der Azol-Resistenz in der Umwelt und ihrer Ausbreitung auf den Menschen;
- Ermittlung der derzeitigen Datenlücken und Empfehlungen für künftige Forschungsarbeiten;
- Empfehlung von Datenanforderungen für künftige Anträge auf Zulassung von Azol-Fungiziden.
Wie wurde die Arbeit durchgeführt und welche Daten wurden verwendet?
- Gemäß dem Konzept „One Health“ und unter Zusammenführung eines möglichst breiten wissenschaftlichen und technischen Fachwissens haben die Agenturen zusammen an diesem gemeinsamen wissenschaftlichen Bericht gearbeitet, wobei jede von ihnen ihr Fachwissen einbrachte.
- Die Agenturen erhoben relevante Informationen im Rahmen spezifischer Erhebungen, sammelten Daten aus einschlägigen EU-Datenbanken, führten umfangreiche Literaturrecherchen zur Ermittlung und Überprüfung wissenschaftlicher Arbeiten sowie eine systematische Sammlung von Expertenmeinungen durch und entwickelten neue Methoden zur Ermittlung und Priorisierung von umweltbezogenen Hotspots für die Entwicklung von Resistenzen.
Welche Ergebnisse wurden erzielt und welche Auswirkungen hatten diese?
- Zwischen 2010 und 2021 wurden rund 120 000 Tonnen Azol in der EU/im EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) für nichtmedizinische Zwecke verkauft. Über 119 000 Tonnen dieser Azole wurden für den Pflanzenschutz verwendet, mit einem stabilen Jahresdurchschnitt von 10 000 Tonnen.
- Es gibt zahlreiche Belege für einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Azol-Fungiziden in der Umwelt, der Selektion von Azol-Resistenzen bei Pilzen der Gattung Aspergillus spp. und der Kreuzresistenz gegenüber medizinischen Azolen (Resistenzentwicklung in der Umwelt). Dieser Zusammenhang wurde für A. fumigatus nachgewiesen, ist jedoch für andere Pilze der Gattung Aspergillus spp. weniger deutlich.
- Die nichtmedizinische Verwendung von Azolen trägt wahrscheinlich zur ökologischen Selektion azolresistenter Pilze der Art A. fumigatus bei, was potenziell zu Infektionen führt, die durch azolresistente Pilze der Art A. fumigatus verursacht werden. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um den Umfang dieses Beitrags abzuschätzen.
- Auf der Grundlage der ökologischen Selektionsdynamik wurden unter anderem folgende Umwelt-Hotspots für die Selektion der Azol-Resistenz identifiziert:
- Landwirtschaft: gelagerte landwirtschaftliche Abfälle zur Verbesserung und Düngung von Böden für verschiedene Kulturpflanzen (im Gewächshause angebautes Gemüse, Weintrauben, Mais, Zuckerrüben, Oliven, Kernobst, Zitrusfrüchte und Festmist am Feldrand);
- Biozide: frisch geschnittenes Holz.
- Die gemeldete Prävalenz von Infektionen mit azolresistentem Pilzen der Art A. fumigatus beim Menschen bei allen Infektionen mit Pilzen der Art A. fumigatus variiert je nach Art der Aspergillose und der geografischen Region (IA: 0,7–63,6 %, CPA: 5,9–59,2 %, APA: 2,3–42,8 %).
- Die Azol-Resistenz hat erhebliche klinische Auswirkungen, insbesondere bei durch azolresistente Pilze der Art A. fumigatus versursachter IA, wobei die Mortalitätsraten zwischen 36 % und 100 % liegen. Die klinischen Auswirkungen von CPA und ABPA sind weniger gut dokumentiert.
Welche Unsicherheiten bzw. Einschränkungen gab es?
Die Unsicherheiten und Einschränkungen, die sich auf die Bewertung auswirken, ergeben sich beispielsweise aus:
- Landwirtschaft:
- potenziell zu hohe Schätzungen bei der Identifizierung von Hotspots;
- Unsicherheiten in Bezug auf die tatsächlichen Rückstandsmengen bei pflanzlichen Abfällen;
- unvollständige Informationen über die Entsorgung von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Abfällen;
- begrenzte Daten über das Wachstum von Pilzen der Gattung Aspergillus spp. in Feldabfällen unter Direktsaatbedingungen.
- Biozide:
- Unsicherheiten in Bezug auf das Wachstum von A. fumigatus bei Holz, das Volumen des behandelten Holzes und die effektiven Azol-Konzentrationen im Holz;
- begrenzte Daten über die Menge der azolhaltigen Biozidprodukte.
In dem Bericht werden zusätzliche Forschungsarbeiten, Datenerhebungen und Feldstudien vorgeschlagen, um Datenlücken zu schließen und die festgestellten Unsicherheiten auszuräumen. Dies wird zu einem umfassenderen Verständnis der Risiken im Zusammenhang mit Azol führen und die Entwicklung wirksamer Eindämmungsstrategien ermöglichen.
Wie lauten die wichtigsten Empfehlungen?
Zur Bekämpfung der Azol-Resistenz bei Pilzen der Gattung Aspergillus spp. (hauptsächlich A. fumigatus) wird eine umfassende Strategie empfohlen:
- In der Landwirtschaft: durchdachte Nutzung von Azol-Fungizen, Förderung bewährter Verfahren für Abfallbewirtschaftung und Bodendüngung sowie weitere Forschung;
- In der Medizin: verbesserte Krankheitsdiagnostik, Überwachung und verstärkte Sensibilisierung für dieses Thema;
- In der Forschung: Schwerpunkt auf der Entwicklung neuer Antimykotika mit neuartigen Wirkmechanismen;
- Bei der Verwendung von Bioziden: Optimierung der Konzentrationen von Azol-Fungiziden bei der Holzbehandlung und Sicherstellung der ordnungsgemäßen Entsorgung von Holzabfällen;
- Bei der EU-Zulassung von Fungiziden: Bewertung des Potenzials für Kreuzresistenzen bei in der Humanmedizin verwendeten Antimykotika vor der Zulassung neuer Fungizide.

Abb. 1: Ursachen für Azol-Resistenz bei A. fumigatus – medizinisch und umweltbedingt

Abb. 2: Triebkräfte für die Azol-Resistenz – Risikofaktoren, Hotspots und Abhilfemaßnahmen
Glossar
Antimykotika: Substanzen, die zur Behandlung oder Vorbeugung von Pilzinfektionen eingesetzt werden.
Biozide: Produkte, die Menschen und Tiere vor schädlichen Organismen, wie Schädlingen oder Bakterien, schützen. Jedes Biozidprodukt enthält einen oder mehrere Wirkstoffe, die dazu bestimmt sind, Viren, Pilze und andere Mikroben zu bekämpfen, bevor sie Schäden verursachen.
Kreuzresistenz: Die Entwicklung einer Resistenz gegen eine Substanz, die zu einer Resistenz gegen eine oder mehrere andere Substanzen mit einem ähnlichen Wirkmechanismus führt.
Ökologische Selektionsdynamik: Das Zusammenspiel der Faktoren, die die Entwicklung einer Resistenz vorantreiben, in diesem Fall bei Pilzen der Art A. fumigatus (siehe Abbildungen 1 und 2).
Fungizide: Pestizide (sowohl chemische Verbindungen als auch biologische Organismen), die das Wachstum von Pilzen und ihren Sporen stoppen oder verhindern.
„One Health“: Ein integrierter, einheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, ein nachhaltigs Gleichgewicht der Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zu erreichen.
Referenzen
Impact of the use of azole fungicides, other than as human medicines, on the development of azole-resistant Aspergillus spp. DOI: https://doi.org/10.2903/j.efsa.2025.9200