EFSA bewertet Auswirkungen von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebens- und Futtermitteln auf die Gesundheit
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat ein wissenschaftliches Gutachten Zu Gutachten zählen Risikobewertungen im Hinblick auf allgemeine wissenschaftliche Fragen; Bewertungen von Anträgen auf Zulassung eines Produkts, Stoffs oder einer Angabe; sowie Bewertungen von Risikobeurteilungen zum Vorkommen von Pyrrolizidinalkaloiden (PA) in Lebens- und Futtermitteln veröffentlicht. Diese Toxine werden von verschiedenen Pflanzenarten, meist Unkräuter, auf natürliche Weise gebildet.* Lebens- und Futtermittelquellen können durch den Kontakt mit solchen Pflanzen mit PA-Toxinen kontaminiert sein. Sachverständige des Gremiums für Kontaminanten Alle in Lebensmitteln zu findenden Stoffe, die nicht absichtlich zugesetzt wurden. Kontaminanten können auf Verpackung, Lebensmittelverarbeitung und -transport, landwirtschaftliche Praktiken oder den Einsatz von Tierarzneimitteln zurückzuführen sein. Der Begriff deckt nicht die Kontamination durch Insekten oder Nagetiere ab in der Lebensmittelkette (CONTAM) der EFSA ermittelten eine Reihe von PA, die als potenzielle Kontaminanten in Lebens- und Futtermitteln von Bedeutung sind, und gelangten zu dem Schluss, dass für Konsumenten größerer Mengen von Honig – dem einzigen Lebensmittel, für das Daten über PA-Gehalte vorlagen – mögliche gesundheitliche Bedenken bestehen. Das Gutachten bestätigt auch eine frühere Arbeit der EFSA zu PA in Futtermitteln, wonach die Wahrscheinlichkeit eines von diesen Toxinen ausgehenden Risikos für Tiere gering ist.
Wie das CONTAM-Gremium ausführt, könnte eine bestimmte Klasse von Pyrrolizidinalkaloiden – die 1,2-ungesättigten PA – beim Menschen genotoxisch und karzinogen wirken (d. h., sie könnten Krebs verursachen und die DNA Komplexes, kettenähnliches Molekül, das in allen Lebewesen und einigen Viren vorkommt und die genetischen Informationen (Gene) trägt. Die DNA (dt.: Desoxyribonukleinsäure – DNS) ist in der Lage, sich selbst zu kopieren, und enthält die „Baupläne“aller Proteine, die für die Schaffung und Erhaltung von Leben notwendig sind, das Erbgut in den Zellen, schädigen). Die Sachverständigen des Gremiums gelangten daher zu dem Schluss, dass es nicht angemessen sei, eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge ( TDI Die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake – TDI) bezieht sich auf chemische Stoffe in Lebensmitteln oder Trinkwasser, die nicht absichtlich zugesetzt wurden (z.B. Kontaminanten), und ist ein Schätzwert der Menge eines solchen Stoffs, die im Laufe eines Lebens konsumiert werden kann, ohne dass sie ein merkliches Risiko für die Gesundheit birgt-Wert) festzulegen, und verfolgten stattdessen den MOE Der Margin of Exposure (MOE) ist ein bei der Risikobewertung verwendetes Instrument zur Abwägung möglicher Sicherheitsbedenken in Bezug auf in Lebens- oder Futtermitteln vorkommende, potenziell toxische Stoffe-Ansatz (Margin of Exposure)† zur Abschätzung des potenziellen Risikos, das von der Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird gegenüber dieser Klasse von PA in Lebensmitteln ausgeht.**
Obwohl es möglicherweise noch weitere Quellen der PA-Exposition gibt, sah sich das CONTAM-Gremium aufgrund fehlender Daten nicht in der Lage, die Exposition durch andere Lebensmittel als Honig zu quantifizieren. (Pyrrolizidinalkaloide können in Honig vorkommen, wenn Bienen bei der Nahrungssuche bestimmte Pflanzen aufsuchen). Die Sachverständigen der EFSA zogen Daten zum Honigverzehr in ganz Europa heran, um den MOE-Wert für verschiedene Verbrauchergruppen zu berechnen. In einem früheren Gutachten kam der Wissenschaftliche Ausschuss der EFSA ausgehend von Tierstudien zu dem Schluss, dass für genotoxische Karzinogene ein MOE-Wert von 10 000 oder höher gesundheitlich wenig bedenklich ist. Dies ist bei Erwachsenen der Fall, bei denen der MOE-Wert für den Verzehr von 1,2-ungesättigten PA im Allgemeinen über 10 000 liegt. Bei Kleinkindern und Kindern, die große Mengen an Honig verzehren, kann der MOE-Wert hingegen bei 1 200 bzw. 3 900 liegen, was auf mögliche Gesundheitsbedenken hindeutet. Auch bei Menschen, die regelmäßig unverschnittenen Honig bestimmter Kleinerzeuger verzehren, könnte die PA-Exposition bis zu doppelt so hoch sein wie bei Verbrauchern, die für den Einzelhandel industriell erzeugten Honig konsumieren.
Das CONTAM-Gremium unterstützt in seinen Schlussfolgerungen laufende Anstrengungen, weitere Daten zu den Pyrrolizidinalkaloiden zu erheben, die in seinem Gutachten ermittelt wurden und möglicherweise in Futtermitteln und entsprechenden Lebensmitteln vorkommen, wie beispielsweise in Milch, Eiern und Fleisch sowie in pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln, die aus PA-haltigen Pflanzen hergestellt werden. Da die derzeitigen Nachweismethoden begrenzt sind, empfiehlt das Gremium außerdem eine größere und vielfältigere Auswahl an zertifizierten Referenzstandards für Pyrrolizidinalkaloide. Zudem sind weitere Daten zum geografischen und botanischen Ursprung von PA nötig, um zu verstehen, wo die PA-Konzentrationen am höchsten sein könnten. Und schließlich sind toxikologische Daten zu den PA, die am häufigsten in Honig zu finden sind, erforderlich, um ein besseres Verständnis der potenziellen Gesundheitsrisiken für Verbraucher zu erlangen.
* Schätzungsweise 6 000 Pflanzenarten weltweit enthalten möglicherweise Pyrrolizidinalkaloide (PA). PA sind hauptsächlich in den entfernt verwandten Angiospermen-Familien der Boraginaceae („Vergissmeinnicht“), Asteraceae (Tribus Senecioneae und Eupatorieae der Familie der Korbblütler) und Fabaceae ( Gattung Anerkannte Kategorisierung eng verwandter Arten von Organismen. Die Gattung ist der erste Teil des lateinischen Namens einer Art, z.B. Homo Sapiens (Mensch) ist Teil der Gattung HomoCrotalaria, die gemeinhin als Kastagnettenstrauch, Rasseldose oder „Rattlepod“ bezeichnet wird) nachweisbar. Der PA-Gehalt in Lebens- und Futtermitteln hängt von einer Vielzahl von Faktoren wie Art Untergliederung der Gattung, eine Gruppe eng verwandter und ähnlicher aussehender Organismen; z.B. steht im Falle des Homo sapiens (Mensch) der zweite Teil des Namens (sapiens) für die Art, Organ (der PA-erzeugenden Pflanze), Ernte, Lagerung und Extraktionsverfahren ab.
† Der MOE-Ansatz (Margin of Exposure) ist eine von Risikobewertern verwendete Methode, um das Risiko zu beschreiben, das von der Exposition gegenüber karzinogenen und/oder genotoxischen Substanzen in Lebens- oder Futtermitteln ausgeht. Der MOE-Wert ist das Verhältnis der folgenden zwei Faktoren für eine bestimmte Population: der kleinsten Dosis Gesamtmenge eines Stoffs (z.B. einer Chemikalie oder eines Nährstoffs), die einem einzelnen Organismus verabreicht bzw. von einem Organismus, einer Population oder einem Ökosystem aufgenommen bzw. absorbiert wird, bei der eine geringfügige, aber messbare nachteilige Wirkung beobachtet wird, und der Höhe der Exposition gegenüber der betreffenden Substanz. Je höher der MOE-Wert, desto niedriger ist das potenzielle Gesundheitsrisiko für Verbraucher.
** Mangels toxikologischer Daten für die meisten 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloide wurden für die Schätzung des MOE-Werts die verfügbaren Daten zu einer bestimmten Art von Leberkrebs verwendet, die durch Lasiocarpin, eines der giftigsten 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloide, verursacht wird. Das CONTAM-Gremium betrachtete dies als einen konservativen Ansatz, der wahrscheinlich auch die Exposition gegenüber anderen PA, die ebenfalls in Honig vorhanden sein könnten, berücksichtigt.
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