PLS: Impfung von Geflügel gegen hoch pathogene Aviäre Influenza – Teil 2. Überwachungs- und Eindämmungsmaßnahmen

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Hintergrund des wissenschaftlichen Gutachtens

  • Die Europäische Union (EU) hat in den letzten Jahren eine Epidemie der hoch pathogenen Aviären Influenza (Highly Pathogenic Avian Influenza, HPAI) bei wildlebenden Vögeln und Hausvögeln erlebt. 
  • Zusätzlich zu bereits umgesetzten Maßnahmen (z. B. Überwachung, biologische Sicherheit und Früherkennung) kann eine Impfung in Betracht gezogen werden, um die Ausbreitung von HPAI zu verhindern und zu kontrollieren.
  • Gemäß den EU-Rechtsvorschriften ist nach der Impfung eine verstärkte Überwachung von geimpftem Geflügel erforderlich, um potenzielle Ausbrüche des HPAI-Virus frühzeitig zu erkennen und nachzuweisen, dass HPAI in geimpften Gebieten nicht vorkommt. 

Welche Aufgabe wurde der EFSA gestellt?

  • Die Europäische Kommission ersuchte die EFSA um einen Überblick über die verfügbaren HPAI-Impfstoffe, ihre Wirksamkeit gegen derzeit zirkulierende Viren und eine Bewertung verschiedener Impfprogramme als Grundlage für Entscheidungen über mögliche Impfstrategien. Diese Themen wurden im ersten wissenschaftlichen Gutachten der EFSA zur HPAI-Impfung behandelt.
  • Die EFSA wurde ferner ersucht, Überwachungsstrategien zur Früherkennung des HPAI-Virus zu bewerten und nachzuweisen, dass in geimpften Betrieben und Gebieten bei einer Notfall- und Präventivimpfung die Freiheit von HPAI sowie Beschränkungen und Maßnahmen zur Risikominderung gewährleistet sind. Dies wird in diesem zweiten wissenschaftlichen Gutachten behandelt.

Wie ist die EFSA bei ihrer Arbeit vorgegangen?

  • Die EFSA hat im Oktober 2023 ihr erstes wissenschaftliches Gutachten zur HPAI-Impfung veröffentlicht: https://doi.org/10.2903/j.efsa.2023.8271
  • Im zweiten wissenschaftlichen Gutachten wurden Informationen über Überwachungsstrategien aus dem Rechtsrahmen der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 2023/361 zusammengetragen und Alternativen für jedes Impfszenario (Notimpfung und präventive Impfung) geprüft. Die Empfehlungen der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) wurden ebenfalls berücksichtigt. Die wichtigsten Attribute und Leistungsindikatoren wurden entsprechend dem Ziel der Überwachung definiert.
  • Die verschiedenen Diagnosetests, die im Rahmen der Überwachung des HPAI-Virus verwendet werden können, wurden beschrieben, und es wurde eine qualitative Bewertung vorgenommen, um Hinweise auf geeignete Diagnosemethoden zu geben, die auf die Überwachungsziele und den Probentyp zugeschnitten sind.
  • Die EFSA verwendete serologische Daten aus Versuchen, die von den nationalen Referenzlaboratorien für Aviäre Influenza (AI-NRL) bei Enten, Puten und Hühnern durchgeführt wurden. Diese Daten wurden ausgewertet, um die Mitgliedstaaten bei der Überwachung der durch die Impfung ausgelösten Immunität zu leiten und auf der Grundlage ihrer Immunantwort zwischen geimpften Vögeln und mit HPAI infizierten Tieren zu unterscheiden. 
  • Die Wirksamkeit der Impfstrategien wurde mittels mathematischer Modellierung bewertet. 
  • Die verwendeten Daten stammten aus vier Quellen:
    • dem ersten wissenschaftlichen Gutachten der EFSA;
    • primärer Einschleppung der HPAI bei Geflügel in den Niederlanden; 
    • Serologie aus experimentellen Versuchen in Belgien, Frankreich, Italien und den Niederlanden; 
    • der Geflügelsterblichkeit in Frankreich und den Niederlanden.

Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?

  • Es gibt nur wenige Feldstudien zur Wirksamkeit verschiedener Überwachungssysteme, die nach der Impfung zur Früherkennung des HPAI-Virus und zum Nachweis der Seuchenfreiheit angewendet werden. 
  • Bei der Bewertung der Überwachungsstrategien auf Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe und Gebiete bestehen Unsicherheiten aufgrund der Verwendung von (realen oder angenommenen) Werten, die sich aus zuvor veröffentlichten Studien ergeben, die möglicherweise nicht für alle Szenarien und Geflügelerzeugungssysteme in Europa repräsentativ sind.

Welche Ergebnisse wurden erzielt und welche Auswirkungen hatten diese?

Ergebnisse

  • Es wurden klare Einblicke in die Wirksamkeit verschiedener Überwachungsstrategien für die beiden Impfszenarien (Notfall- und Präventionsszenarien) für Geflügelarten (Legehennen, Puten und Enten) gegeben, in denen die Anzahl der zu untersuchenden Vögel, die auszuwählende Diagnosemethode und das Probenahmeintervall angegeben wurden.
  • Es wurden eine Bewertung der Beschränkungs- und Eindämmungsmaßnahmen sowie Vorschläge für alternative Versuchsstrategien vorgelegt, um sichere Verbringungen geimpfter Vögel zu ermöglichen. 
  • Es wurden Empfehlungen für künftige wissenschaftliche Studien abgegeben, um Wissenslücken zu schließen.

Folgen

  • Die wissenschaftlichen Empfehlungen der EFSA zu HPAI-Überwachungsstrategien und Risikominderungsmaßnahmen werden die politischen Entscheidungsträger und Risikomanager der EU-Mitgliedstaaten über mögliche Überwachungsstrategien informieren, die in geimpften Gebieten zur Früherkennung von HPAI-Ausbrüchen und zum Nachweis der Seuchenfreiheit umgesetzt werden sollen.
  • Die Bewertung der Beschränkungen und Maßnahmen zur Risikominderung wird die sichere Verbringung von geimpftem Geflügel ermöglichen.

Wie lauten die wichtigsten Empfehlungen?

Verschiedene Kombinationen von Testtyp, Stichprobenart, Stichprobengröße und Probenahmeintervall bei verschiedenen Geflügelarten schufen eine Reihe wirksamer aktiver Überwachungsoptionen für die Früherkennung von HPAI-Ausbrüchen während der Notimpfung sowie für den Nachweis der Seuchenfreiheit nach der Schutzimpfung. Die Überwachungsstrategie sollte unter Berücksichtigung der besonderen Gegebenheiten und Ressourcen des Landes ausgewählt werden. 

Im Zusammenhang mit der aktiven Überwachung zur Früherkennung von HPAI-Ausbrüchen in geimpften Betrieben während der Notimpfung:

  • für Legehennen, Enten und Puten wurden wirksame Optionen auf der Grundlage von Molekulartests an toten Vögeln in einem bestimmten Probenahmeintervall ermittelt;
  • nur bei Enten erwiesen sich die molekulare und serologische Untersuchung lebender Vögel als wirksame Überwachungsstrategie.

Für die aktive Überwachung zum Nachweis der Seuchenfreiheit in geimpften Gebieten nach der Schutzimpfung: 

  • für Legehennen, Enten und Puten wurden wirksame Optionen auf der Grundlage von Molekulartests an toten Vögeln mit unterschiedlichen Probenahmeintervallen und Anteilen an geimpften Herden (100 %, 50 % und 25 %) ermittelt.

Eine passive Überwachung in ungeimpften Betrieben in geimpften Gebieten wird stets empfohlen, um die Gesamtsensitivität der Überwachung zu erhöhen. Während der Impfung wird auch bei geimpften Herden eine passive Überwachung durchgeführt, wenn z. B. zwischen zwei aufeinanderfolgenden Beprobungsereignissen eine ungewöhnlich erhöhte Mortalität beobachtet wird.

Glossar

Aktive Überwachung: Bemühungen zur Erkennung von Krankheiten durch Aktivitäten, die im Rahmen eines festgelegten Protokolls eingeleitet werden.

Legehennen: weibliche Hühner, die zum Zweck des Eierlegens aufgezogen und gehalten werden.

Notimpfung: Impfung von Geflügel in Gebieten rund um einen HPAI-Ausbruch.

Passive Überwachung: Meldung an die Gesundheitsbehörden über Verdachtsfälle, die durch erhöhte Mortalität, andere Anzeichen einer schweren Krankheit oder deutlich verringerte Produktionsraten hervorgerufen wurden.  

Schutzimpfung: Impfung von Geflügel in Gebieten, in denen derzeit keine HPAI-Infektion vorliegt.

Haftungsausschluss

  • Diese Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist eine vereinfachte Mitteilung der EFSA zur Impfung von Geflügel gegen hoch pathogene Aviäre Influenza – Teil 2. Überwachungs- und Risikominderungsmaßnahmen. Das vollständige Gutachten der EFSA finden Sie hier.
  • Zweck dieser Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist es, die Transparenz zu erhöhen und interessierte Kreise über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, wobei eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um die wichtigsten Ergebnisse vorzustellen.

Referenz

Impfung von Geflügel gegen hoch pathogene Aviäre Influenza Überwachungs- und Eindämmungsmaßnahmen DOI: https://doi.org/10.2903/j.efsa.2024.8755