Epigenetik und Risikobewertung: Wissenschaftliches Kolloquium der EFSA weist Weg in die Zukunft

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Epigenetik und Risikobewertung: Wissenschaftliches Kolloquium der EFSA weist Weg in die Zukunft

„Wir haben festgehalten, was wir wissen und was wir nicht wissen. Und das ist ein großer Erfolg“, so Prof. Sandra Ceccatelli vom schwedischen Karolinska Institutet in Stockholm zum Abschluss des Wissenschaftlichen Kolloquiums der EFSA zum Thema Epigenetik. Ziel des Treffens war es, den aktuellen Wissensstand zur Epigenetik zusammenzutragen sowie Datenlücken, Forschungsbedarf und den möglichen Beitrag der Epigenetik zur Risikobewertung zu ermitteln.

Das Thema der Epigentik und ihrer Bedeutung für die menschliche Gesundheit und Lebensdauer war bereits im Rahmen der zweiten EFSA-Wissenschaftskonferenz „Shaping the future of food safety, together“ im Oktober 2015 prominent diskutiert worden. Am 14. und 15. Juni kamen rund 100 Wissenschaftler, Risikomanager und politische Entscheidungsträger aus 20 Ländern, darunter fünf Nicht-EU-Länder, im spanischen Valencia zusammen, um diese Diskussion fortzuführen und sich mit der möglichen Rolle der Epigenetik bei der Risikobewertung auseinanderzusetzen.

Was ist Epigenetik?

Die Epigenetik ist ein relativ neues Forschungsgebiet, und Wissenschaftler diskutieren noch immer, was ihr eigentlicher Gegenstand ist. Was wir wissen ist, dass die Epigenetik mit Änderungen in der Umgebung der Zell-DNA zu tun hat, die beeinflussen, wie Gene gelesen werden, ohne jedoch die zugrunde liegende DNA-Sequenz zu verändern.

Prof. Kevin Chipman von der University of Birmingham erklärte: „Die Epigenetik ist ein wesentlicher Aspekt der normalen Physiologie. Sie ist für uns sehr wichtig, um die Art und Weise zu steuern, in der wir uns an unsere Umwelt anpassen und auf sie reagieren.“

Es liegen zunehmend Hinweise darauf vor, dass externe Faktoren wie der individuelle Lebensstil, die Ernährung und umweltbedingte Stressfaktoren epigenetische Prozesse beeinflussen. Folglich können physische Erscheinung, Lebensdauer, Gesundheit und Krankheitsanfälligkeit mit potenziell vorteilhafter oder nachteiliger Wirkung verändert werden.

Mögliche Rolle der Epigenetik bei der Risikobewertung

Das übergeordnete Ziel der Gespräche bestand darin, die mögliche Rolle der Epigenetik bei der Risikobewertung im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu ermitteln. Dr. Diane Wray-Cahen vom US-amerikanischen Lanwirtschaftsministerium: „Wird die Epigenetik dazu beitragen, wie wir das Risiko bestimmter Gefahren in Lebensmitteln analysieren? Diese Frage können wir derzeit noch nicht beantworten.“

Diskussionsgruppen

In bestimmten Themen gewidmeten Diskussionsgruppen erörterten die Teilnehmer unterschiedlichste Aspekte, darunter: ob epigenetische Prozesse bei der Risikobewertung berücksichtigt werden sollten; die Notwendigkeit, sich mit molekularen Mechanismen, Methoden zur Erforschung epigenetischer Effekte und dem Einsatz epigenetischer Biomarker zu befassen; sowie die Notwendigkeit, bestehende Datenlücken und künftigen Forschungsbedarf zu ermitteln.

Wiederkehrende Themen, die in allen Diskussionsgruppen aufkamen, waren etwa die potenzielle Reversibilität und generationsübergreifende Wirkung epigenetischer Veränderungen sowie die Notwendigkeit, zwischen protektiv-adaptiven und nachteiligen epigenetischen Veränderungen zu differenzieren. Die Experten diskutierten auch Fragen von Ursache und Wirkung: Wann etwa verursachen epigenetische Veränderungen schädliche Wirkungen, und wann sind sie Folge schädlicher Wirkungen, die durch die Exposition gegenüber einem chemischen Stoff verursacht werden?

Fragen für zu Hause

Die Hauptaufgabe, welche die Teilnehmer des Kolloquiums mit nach Hause nahmen, war es, weiter Fragen zu stellen und zu versuchen, Antworten darauf zu finden, um zu einem immer besseren Verständnis der Epigenetik zu gelangen: Was sind epigenetische Veränderungen? Wie können wir sie erforschen? Ab welchem Grad der Modifikation müssen wir uns Sorgen machen? Robert Feil vom französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) griff diesen Gedanken auf: „Wir haben einige sehr fruchtbare Diskussionen geführt, und ich denke, das wird uns sicherlich dabei helfen, diese Kernfragen noch genauer zu formulieren und festzulegen, wie wir weiter vorgehen wollen.“

Wo stehen wir?

Bezug nehmend auf das wissenschaftliche Ergebnis des Kolloquiums, erklärte Prof. Ceccatelli: „Wir wissen, was in Zukunft zu tun ist. Und wir haben herausgefunden, wie dabei zu verfahren ist.“ Abschließend betonte sie, dass Kooperation und Kollaboration, auch über die verschiedenen wissenschaftlichen Fachgebiete hinweg und mit der klinischen Seite der Epidemiologie, notwendige strategische Elemente sind, um die wissenschaftliche Risikobewertung weiter zu verbessern.

Webcast

Introductory plenary session

Final plenary session

Programme

Programme

Discussion groups briefing notes

Presentations

Verhagen (EFSA): Welcome and introduction to the colloquium

Feil (National Center for Scientific Research, France): Introduction – epigenetic regulation of health and disease

Kleinjans (Maastricht University, Netherlands): Molecular mechanisms of chemical injury: input from epigenomics

Doerge (National Toxicology Program, U.S.A.): The role of epigenetics in toxicological risk assessment of furan in food

Niemann (German Institute of Farm Animal Genetics): Epigenetics and risk assessment in livestock production

Chipman (University of Birmingham, UK): Impact of epigenetics in environmental risk assessment

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