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Europäische Agenturen für die öffentliche Gesundheit bewerten die Antibiotikaresistenz von Staphylococcus aureus

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMEA) haben heute einen gemeinsamen wissenschaftlichen Bericht über Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) bei Nutztieren, Haustieren und Lebensmitteln veröffentlicht.

Auf Ersuchen der Europäischen Kommission handelnd kamen das EFSA-Gremium für biologische Gefahren und das ECDC zu dem Ergebnis, dass Tiere, die zur Lebensmittelherstellung genutzt werden, wie z. B. Schweine, Kälber und Hähnchen, oft symptomfreie Träger eines bestimmten Stamms von MRSA sind, der die Bezeichnung „CC398“ trägt. Lebensmittel können zwar durch MRSA kontaminiert sein, aber es gibt gegenwärtig keinen Nachweis dafür, dass der Konsum oder die Handhabung von derart kontaminierten Lebensmitteln zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko für Menschen führen kann. In dem Bericht wurde auch festgestellt, dass Menschen, die mit lebenden Tieren in Berührung kommen, die den MRSA-Stamm CC398 tragen, ein Infektionsrisiko eingehen. Dieser spezielle MRSA-Stamm wird bei Menschen, allerdings nur in seltenen Fällen, mit schwerwiegenden Haut- und Bindegewebeinfektionen, Lungenentzündungen und Blutvergiftungen in Verbindung gebracht. Haustiere können sich ebenfalls mit MRSA infizieren, wenn die Bakterien vom Menschen auf das Tier und wieder zurück auf den Menschen übertragen werden. In dem Dokument wird die Bedeutung grundlegender hygienischer Maßnahmen betont; dazu gehören insbesondere das Händewaschen vor und nach dem Kontakt mit Tieren und, wenn möglich, das Vermeiden eines direkten Kontakts mit Nasensekret, Speichel und Wunden.

Der Bericht enthält die Schlussfolgerung, dass aufgrund der Tatsache, dass das Verbringen von Tieren und der Kontakt zwischen lebenden Tieren und Menschen wahrscheinlich wichtige Faktoren bei der Übertragung von MRSA darstellen, die wirkungsvollsten Kontrollmaßnahmen auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe erfolgen.

In einer parallel durchgeführten Untersuchung hat die Europäische Arzneimittel-Agentur das Risiko einer Besiedelung oder Infektion von Nutztieren und Haustieren mit MRSA im Zusammenhang mit der Genehmigung und Verwendung von antimikrobiellen Arzneimitteln in der Veterinärmedizin analysiert. Der Ausschuss für Tierarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Veterinary Use — CVMP) hat festgestellt, dass MRSA gegen praktisch alle Antibiotika der Beta-Lactam-Gruppe[1] und in vielen Fällen auch gegen andere Antibiotika resistent sind. Ein vernünftiger Umgang mit Antibiotika bei Tieren ist nach wie vor eine der wichtigsten Maßnahmen, und das CVMP empfiehlt die Überwachung der Antibiotikaaufnahme bei Tieren, damit die Fälle erkannt werden, in denen sie zum Einsatz kommen, obwohl dies nicht erforderlich ist. Der Ausschuss empfiehlt auch, Arzneimittel, die bei der MRSA-Behandlung von Menschen als letztes Mittel eingesetzt werden, nicht an Tiere zu verabreichen, damit die Wirksamkeit Besagt, wie gut etwas in Bezug auf vordefinierte Standards oder Erwartungen wirkt dieser Arzneimittel beim Menschen auch weiterhin erhalten bleibt.

MRSA-Infektionen sind in vielen Mitgliedstaaten der Europäischen Union in Krankenhäusern weit verbreitet und eine wesentliche Ursache für im Krankenhaus erworbene Infektionen, die zu schweren Erkrankungen führen können, die in manchen Fällen auch tödlich verlaufen. In den letzten Jahren wurde auch eine Verbindung zwischen MRSA-Infektionen bei Tieren und bei Menschen gezogen. In den Bereichen der Europäischen Union, in denen MRSA bei zur Erzeugung von Lebensmitteln bestimmten Tieren auftritt, sind Personen, die in Kontakt mit diesen Tieren kommen, also z. B. Landwirte, Veterinäre und deren Angehörige, einem MRSA-Infektionsrisiko ausgesetzt. Aufgrund der Tatsache, dass manche MRSA-Infektionen sehr schwerwiegend verlaufen, unterstützt das ECDC Maßnahmen, die für einen vernünftigen Umgang mit Antibiotika bei zur Erzeugung von Lebensmitteln bestimmten Tieren sorgen. Das ECDC engagiert sich im Rahmen der Initiative anlässlich des Europäischen Antibiotikatages aktiv für Maßnahmen, die das Bewusstsein für die Risiken schärfen, die mit dem unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika einhergehen, und die einen vernünftigen Umgang mit Antibiotika fördern.

[1] Beta-Lactam-Antibiotika gehören zu einer großen Gruppe weithin verwendeter Anitbiotika, zu denen u. a. Penizilinderivate, Zephalosporine, Monobactame und Carbapeneme gehören.