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EFSA veröffentlicht Ergebnisse der ersten Studie zu MRSA bei Schweinen in der EU

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die erste EU-weite Studie zu MRSA (Methicillin-resistentes Staphylococcus aureus) bei Zuchtschweinen veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass MRSA — ein vielen Antibiotika gegenüber resistentes Bakterium — in einigen EU-Mitgliedstaaten üblicherweise in Betrieben mit Zuchtschweinen festgestellt werden. Die Studie enthält Schätzungen des Vorkommens von MRSA und spricht Empfehlungen für die weitere Überwachung und Untersuchung der Ursachen und der Auswirkungen des Auftretens von MRSA in Schweinebetrieben in der EU aus.

Die Studie wurde in 24 Mitgliedstaaten durchgeführt[1], von denen 17 irgendeinen MRSA-Stamm und 7 keine MRSA in ihren Schweinezuchtbetrieben feststellten. Im Durchschnitt wurden in jedem vierten Schweinezuchtbetrieb in der EU verschiedene Arten von MRSA-Stämmen festgestellt, doch die Studie zeigt auch, dass die Zahlen stark zwischen Mitgliedstaaten variieren. Im Rahmen der Untersuchung erwies sich der MRSA-Stamm „ST398“ als der am häufigsten gefundene MRSA-Stamm in den Schweinezuchtbetrieben in der EU. Einige Mitgliedstaaten stellten auch andere Stämme fest, doch deren Prävalenz Anteil einer Population, bei der eine gewisse Erkrankung festgestellt wurde war weitaus niedriger[2].

MRSA stellen eine große Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und die verschiedenen Stämme gelten als eine wichtige Ursache für von im Krankenhaus erworbene („nosokomiale“) Infektionen bei Menschen. Der spezielle MRSA-ST398-Stamm ist bei bestimmten Haustierarten festgestellt worden und gilt als berufliches Gesundheitsrisiko für Landwirte, Tierärzte und ihre Angehörigen, da diese dem genannten Bakterienstamm durch direkten oder indirekten Kontakt mit den vorerwähnten Tieren ausgesetzt sein können. In einem zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres veröffentlichten Gutachten hat das EFSA-Gremium für biologische Gefahren (BIOHAZ-Gremium) die Bedeutung von MRSA in Tieren und in Lebensmitteln in Bezug auf die öffentliche Gesundheit bewertet[3] und war dabei zu der Schlussfolgerung gelangt, dass der MRSA-ST398-Stamm[4] weniger häufig als andere von Menschen getragene MRSA-Stämme zur Verbreitung von MRSA in Krankenhäusern beiträgt. Das Gremium brachte darüber hinaus zum Ausdruck, dass es gegenwärtig keinen Nachweis für die Annahme gebe, MRSA ST398 könne durch den Kontakt mit kontaminierten Lebensmitteln oder durch deren Verzehr auf den Menschen übertragen werden.

Die EFSA empfiehlt in der heute veröffentlichten Studie die Überwachung von Schweinen und anderen Tieren, die zur Lebensmittelerzeugung bestimmt sind, in Bezug auf MRSA. Außerdem sollte weitere Forschung erfolgen, um die Gründe für die Unterschiede in der Prävalenz von MRSA in den verschiedenen Mitgliedstaaten festzustellen und daraus Optionen für mögliche Eindämmungsmaßnahmen abzuleiten.

Notes to editors

Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, dessen ständige oder zeitweilige Träger gesunde Menschen sind. Das Bakterium ist eine sehr häufige Ursache von leichten Hautinfektionen, die in der Regel keiner Behandlung bedürfen. Bei Krankenhauspatienten ist Staphylococcus aureus eine häufige Ursache von im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Eine Variante des Bakteriums — das Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) — tauchte in den 1970er Jahren auf und ist inzwischen in Krankenhäusern zahlreicher Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu finden. MRSA ist gegen viele häufig eingesetzte Antibiotika resistent. In den letzten Jahren haben sich außerhalb von Krankenhäusern MRSA-Klone entwickelt, die Infektionen bei Menschen verursachen, welche keinerlei Kontakt mit Krankenhäusern haben. Vor kurzem wurden MRSA auch in einigen landwirtschaftlichen Nutztierarten nachgewiesen.

Das EFSA-Referat „Zoonosen“ überwacht und analysiert die Situation in Bezug auf Zoonosen, Zoonoseerreger, Antibiotikaresistenz, mikrobiologische Kontaminanten Alle in Lebensmitteln zu findenden Stoffe, die nicht absichtlich zugesetzt wurden. Kontaminanten können auf Verpackung, Lebensmittelverarbeitung und -transport, landwirtschaftliche Praktiken oder den Einsatz von Tierarzneimitteln zurückzuführen sein. Der Begriff deckt nicht die Kontamination durch Insekten oder Nagetiere ab und lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in Europa. Das Referat wird dabei von einer Taskforce zur Datenerhebung über Zoonosen unterstützt, die sich aus einem europaweiten Netzwerk nationaler Vertreter der Mitgliedstaaten, anderer Bericht erstattender Länder sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) zusammensetzt. Jahr für Jahr werden Daten über Zoonosen in ihren jeweiligen Herkunftsländern gesammelt.

Das BIOHAZ-Gremium bietet unabhängige wissenschaftliche Beratung zu biologischen Gefahren in Bezug auf die Sicherheit von Lebensmitteln und lebensmittelbedingte Krankheiten. Dazu gehören lebensmittelbedingte Zoonosen (bei Tieren auftretenden und auf den Menschen übertragbare Krankheiten), transmissible spongiforme Enzephalopathien (BSE/TSE), Lebensmittelmikrobiologie, Lebensmittelhygiene und damit verbundene Fragestellungen aus dem Bereich der Abfallentsorgung. Die Arbeiten des Gremiums auf dem Gebiet der Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung tragen zum Bereitstellen solider Grundlagen für die politischen und gesetzgeberischen Entscheidungen auf europäischer Ebene bei und unterstützen die Risikomanager dabei, wirksame und zeitnahe Entscheidungen zu treffen.<

Frühere Arbeiten der EFSA zum Thema MRSA:

[1] Die Probenahme fand im Laufe des Jahres 2008 statt. In insgesamt 5 073 Betrieben in 24 EU-Mitgliedstaaten und zwei Nichtmitgliedstaaten wurden Staubproben in der Umgebung von Schweinen genommen. Die gepoolten Proben aus den einzelnen Betrieben wurden auf das Vorhandensein der verschiedenen MRSA-Stämme getestet.
[2] Lediglich sechs Mitgliedstaaten und ein Nichtmitgliedstaat haben in den Betrieben mit Schweinezucht Nicht-ST398-MRSA festgestellt. Die Prävalenz von Nicht-ST398-MRSA in Betrieben mit Zuchtschweinen war in allen beteiligten Mitgliedstaaten wesentlich niedriger als die Prävalenz von MRSA und MRSA ST398.
[3] Gutachten des BIOHAZ-Gremiums der EFSA:  Assessment of the Public Health significance of meticillin resistant Staphylococcus aureus (MRSA) in animals and foods - vom März 2009
[4] Es sei darauf hingewiesen, dass das BIOHAZ-Gremium in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Bezeichnung „CC 398“ als äquivalenten Begriff für „MRSA ST398“ verwendet.