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EFSA legt weitere Beurteilungen der Gesundheitsrisiken durch Ziegenfleisch und Ziegenfleischprodukte im Hinblick auf BSE vor

Nach der Bestätigung eines Falls von boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) bei einer Ziege in Frankreich ersuchte die Europäische Kommission die EFSA um eine quantitative Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung der Gefahren durch Ziegenfleisch und Ziegenfleischprodukte für den Menschen. In einer am 28. Januar 2005 veröffentlichten Stellungnahme wies das Wissenschaftliche Gremium für biologische Gefahren (BIOHAZ) der EFSA darauf hin, dass in Bezug auf die Quantifizierung der BSE-bezogenen Risiken durch den Verzehr von Ziegenfleisch beträchtliche Informationslücken bestehen blieben. In seinem heute veröffentlichten Gutachten kommt das BIOHAZ-Gremium zu dem Schluss, dass BSE in der weiter gefassten Ziegenpopulation in der EU nur sehr selten auftritt. Dies geht aus den Ergebnissen der laufenden und vor kurzem verschärften Überwachung der Ziegenpopulation, welche von der Europäischen Kommission eingeführt wurde, und anderen, heute vorliegenden Informationen hervor. Aufgrund eines Mangels an Daten, die für eine Quantifizierung des BSE-Risikos bei Ziegen erforderlich sind, nahm das BIOHAZ-Gremium der EFSA eine qualitative Risikobewertung vor. Es kam zu dem Schluss, dass „das derzeitige BSE-Risiko durch den Verzehr von Ziegenfleisch und Ziegenfleischprodukten für Ziegen, die nach dem Tiermehlverfütterungsverbot (2001 und später) geboren wurden, zum gegenwärtigen Zeitpunkt als gering angesehen wird“. Eine solche Empfehlung könnte in der Zukunft revidiert werden, wenn weitere Überwachungsergebnisse und experimentelle Daten vorliegen.

Die Beurteilung des BIOHAZ-Gremiums basiert auf den folgenden Punkten:

  • Die Europäische Kommission und die Mitgliedsstaaten haben bislang seit der Entdeckung des ersten BSE-Falls an die 78.000 Ziegen getestet, und keiner dieser Tests fiel positiv aus.
  • BSE wurde nur bei einer Ziege (in Frankreich) festgestellt, wobei kein anderes Tier aus der betreffenden Herde erkrankt war. Ein zweiter Verdachtsfall aus einer anderen Herde in GB wird derzeit anhand zusätzlicher Labortests auf BSE untersucht, und diese Ergebnisse werden in zwei Jahren vorliegen.
  • Die einzige Ziege, bei der die Krankheit bestätigt werden konnte, wurde vor dem Verfütterungsverbot von Fleisch und Knochenmehl (MBM, Meat and Bone Meal) geboren. MBM wird als der wahrscheinlichste BSE-Infektionsweg für Vieh angesehen. Seit dem Verbot im Jahr 2001 wären wenn überhaupt nur wenige Ziegen mit MBM gefüttert worden.
  • Die Ziegenpopulation in GB war vor dem Verbot in der EU traditionell mit MBM gefüttert worden, und mit Ausnahme eines möglichen Falls, der noch bestätigt werden muss, gibt es keine Hinweise auf weitere an BSE erkrankte Ziegen in GB.
  • Spezifiziertes Risikomaterial wie Gehirn und Rückenmark wurde und wird seit 2001 aus allen Ziegen, die älter sind als 12 Monate, entfernt. Durch diese Maßnahme des Risikomanagements werden all die Teile eines Tieres entfernt, die aufgrund ihrer hohen Infektiösität am gefährlichsten wären, sollte ein Tier an BSE erkrankt sein.

Weiterhin kam das BIOHAZ-Gremium der EFSA zu dem Schluss, dass es aufgrund der geringen Datenmenge erforderlich sei, experimentelle Forschungen durchzuführen, um Infektivität und Ausbildung von BSE bei Ziegen zu beurteilen. Je nach den verfügbaren Finanzmitteln würden solche Forschungsarbeiten drei bis vier Jahre dauern. Darüber hinaus empfahl das Gremium, dass die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten die Ziegenpopulation im Hinblick auf BSE für weitere sechs Monate stärker kontrolliert, damit die anfänglichen, bisher im Hinblick auf das BSE-Vorkommen erhaltenen Ergebnisse bestätigt werden können.

Sollten weitere Fälle auftreten, müsste die EFSA eventuell rasch ihre Risikobewertungsszenarien für BSE bei Ziegen neu überdenken. Dies könnte sich auf die Sicherheit im Zusammenhang mit dem Verzehr von Ziegenfleisch- und Ziegenmilchprodukten und letztendlich auf die Gesundheit des Menschen auswirken.

Das Gremium betrachtete verschiedene Risikoszenarien. Sollten experimentelle Daten zu BSE bei Ziegen wie für Scrapie bestätigen, dass der Erreger in allen Tiergeweben zu finden ist, und wenn die Daten aus den Kontrollen in Zukunft darauf hinweisen, dass BSE bei Ziegen häufiger vorkommt als bis dahin vermutet, könnte sich daraus eine beträchtliche nachteilige Auswirkung auf die Volksgesundheit ergeben.

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