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Bericht der EFSA und des ECDC zeigt Anstieg von Campylobacter-Infektionen beim Menschen und Rückgang der Salmonellosen; Zahl der Listeriosen weiterhin besorgniserregend

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben den Gemeinschaftsbericht über Zoonosen 2007 veröffentlicht, in dem das Auftreten von Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können, analysiert wird. Der Bericht zeigt, dass sich die Zahlen zwischen den Mitgliedstaaten zwar erheblich unterscheiden, Campylobacter-Infektionen die Liste der Zoonosen in der Europäischen Union jedoch noch immer anführen, und dass die Zahl der menschlichen Erkrankungsfälle als Folge einer Infektion mit Salmonellen im vierten Jahr in Folge rückläufig war. Die Zahl der Listeriose-Fälle blieb auf dem gleichen Niveau.

Mit 200 507 Erkrankungsfällen waren Campylobacter-Infektionen 2007 in der Europäischen Union abermals die am häufigste gemeldete Zoonose Bezeichnung für Krankheiten und Infektionen, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können beim Menschen , verglichen mit 175 561 Fällen im Vorjahr, was einem Anstieg von 14,2 % entspricht. Salmonellen-Erkrankungen sind 2007 zwar im vierten Jahr in Folge zurückgegangen, die Zahl der Fälle liegt aber dennoch bei 151 995 — gegenüber 164 011 im Jahr 2006. Was Listerien-Infektionen beim Menschen anbelangte, so blieb die Zahl der Erkrankungen mit 1 554 bestätigten Fällen 2007 auf dem gleichen Stand wie 2006. Die Listeriose wies außerdem die höchste Sterberate auf, insbesondere in gefährdeten Gruppen.

„Der Zoonosebericht 2007 zeigt, dass noch immer viele Bakterien von Tieren auf unsere Lebensmittel übertragen werden. Glücklicherweise ist das Auftreten von Salmonellosen rückläufig, was offensichtlich den Kontrollmaßnahmen entlang der Lebensmittelkette zu verdanken ist. Das Vorkommen von Campylobactern und Listerien in Lebensmitteln ist nach wie vor bedenklich und erfordert Gegenmaßnahmen”, so Hubert Deluyker, Direktor für Wissenschaftliche Zusammenarbeit der EFSA.

Andrea Ammon, Leiterin des Referats „Überwachung“ des ECDC, ergänzt: „Der Bekämpfung der Salmonellosen und der Campylobacter-Infektionen kommt zwar nach wie vor höchste Bedeutung zu, wir halten jedoch die zahlreichen Todesfälle unter älteren Menschen als Folge einer Infektion mit Listerien für besonders besorgniserregend. Wir haben außerdem festgestellt, dass viele Listeriose-Fälle Neugeborene betreffen. Das ECDC und die EFSA arbeiten gemeinsam intensiv daran, mehr über die Übertragung von Infektionen mit Listerien herauszufinden und zu ermitteln, welche Präventionsmaßnahmen ergriffen werden können, um die Zahl der Krankheits- und Todesfälle zu reduzieren.“

Was Nahrungsmittel anbelangt, so wurden Campylobacter-Bakterien, die beim Menschen für gewöhnlich Durchfall, Krämpfe und Fieber hervorrufen, hauptsächlich in rohem Geflügelfleisch nachgewiesen, wobei durchschnittlich 26 % der Proben kontaminiert waren[1]. In lebenden Tieren wurden Campylobacter-Bakterien in Geflügel, Schweinen und Rindern gefunden.

Geflügel- und Schweinefleisch werden als die Nahrungsmittel angegeben, in denen Salmonellen am häufigsten vorkommen. Durchschnittlich 5,5 % aller Proben frischen Geflügelfleisches in der Europäischen Union erwiesen sich als kontaminiert[1]. Auch Hühnereier und Hühnereiprodukte wiesen den Erreger auf, während das Bakterium in Rohmilchprodukten, Gemüse und Früchten nur selten vorkam. In Tierpopulationen wurden Salmonellen am häufigsten in Geflügelherden nachgewiesen. Die Kommission hatte 2007 ein neues Bekämfpungsprogramm gegen Salmonellen in Zuchtgeflügelherden eingeführt. Infolgedessen war bereits Ende 2007 von 15 Mitgliedstaaten das für Ende 2009 festgesetzte gesetzlich festgelegte Ziel von 1 % erreicht worden[2].

Im Vergleich zu Campylobacter-Infektionen und Salmonellosen kommen Listeriosen beim Menschen zwar seltener vor, weisen aber eine hohe Sterblichkeitsrate von 20 % auf , vor allem bei besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie etwa älteren Menschen. Auch für Schwangere ist die Listeriose sehr gefährlich, weil sie Infektionen des Fötus sowie Fehl- und Totgeburten verursachen kann. Dem Bericht zufolge gab es einige Fälle, bei denen die Zahl der Listeria-Bakterien über dem gesetzlich festgelegten Sicherheitsgrenzwert in Fertiglebensmitteln lag, was überwiegend bei Räucherfisch und anderen Fischprodukten — gefolgt von Fleischprodukten und Käse — der Fall war.

Die Bedeutung einer Zoonose als Infektionserkrankung des Menschen hängt nicht nur von der Häufigkeit ihres Auftretens in der Bevölkerung Kollektiv von Menschen, Tieren oder Pflanzen derselben Art. Bei Menschen spricht man auch von Bevölkerung, sondern auch von ihrem Schweregrad ab, da einige Zoonosen schwere Krankheiten verursachen oder eine höhere Sterblichkeitsrate haben können, obgleich die Anzahl der Fälle relativ gering ist. Dies gilt beispielsweise für das Verotoxin bildende Escherichia coli (VTEC), das in der Bevölkerung der Europäischen Union insgesamt 2 905 Infektionen verursachte. Was Tiere und Nahrungsmittel anbelangt, so wurde VTEC am häufigsten bei Rindern bzw. in Rindfleisch und sehr selten in Gemüse nachgewiesen. Die Anzahl der Fälle einer Yersinia-Infektion beim Menschen lag 2007 bei 8 792, wobei das Bakterium meistens in Schweinen und Schweinefleisch vorkam. Die beiden parasitären Zoonosen Trichinellose und Echinokokkose werden für die Europäische Union mit 779 bzw. 834 Infektionsfällen beim Menschen angegeben. Der Bericht enthält außerdem Daten über weitere Zoonosen wie Brucellose, Toxoplasmose und Tollwut.

Notes to editors

Im Jahr 2007 haben 27 Mitgliedstaaten bei der Europäischen Kommission und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Daten über das Auftreten von Zoonosen und Zoonoseerregern eingereicht. Zusätzliche Daten über Zoonosefälle beim Menschen wurden vom Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) übermittelt. Darüber hinaus haben vier Länder, bei denen es sich nicht um EU-Mitgliedstaaten handelt, Daten über Zoonosen für das Erstellen des Berichts eingereicht. Unterstützt von seinem „Zoonoses Collaboration Centre“ (Zentrum für Zusammenarbeit in Zoonosefragen) hat die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zusammen mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten eine Auswertung aller Daten vorgenommen, deren Ergebnisse in dieser Zusammenfassung des jährlichen Gemeinschaftsberichts veröffentlicht werden, der zehn Krankheiten zum Gegenstand hat.

[1] Campylobacter-Bakterien und Salmonellen treten häufiger auf, als die von ihnen verursachten Infektionen, da sie durch konventionelles Garen leicht abgetötet werden können.
[2] Diese Bekämpfungsprogramme zielen gemäß der Verordnung (EG) Nr. 2160/2003 darauf ab, den in der Verordnung (EG) Nr. 1003/2005 festgelegten Zielwert zur Reduzierung von Salmonellen zu erreichen, und betreffen folgende Salmonella-Serotypen: S. Enteritidis, S. Typhimurium, S. Infantis, S. Virchow und S. Hadar.