Campylobacteriose vor Salmonellose bei in der EU gemeldeten Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichte heute ihren zweiten jährlichen Gemeinschaftsbericht über Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können (Zoonosen) und von denen jährlich über 380 000 Bürger der Europäischen Union (EU) betroffen sind. Im Jahr 2005 überholte die Campylobacteriose die Salmonellose als die am häufigsten gemeldete Zoonose Bezeichnung für Krankheiten und Infektionen, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können bei Menschen in der EU. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (The European Centre for Disease Prevention and Control - ECDC) stellte die Daten über Fälle von Zoonosen beim Menschen zur Verfügung und leistete außerdem Unterstützung bei der Analyse der Daten, die sich auf den Menschen beziehen.
Der heute veröffentlichte zweite jährliche Gemeinschaftsbericht (2005) über Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragbar In der Lage, zwischen Individuen derselben Art bzw. zwischen verschiedenen Arten (z.B. von Tieren auf Menschen) übertragen zu werden sind (Zoonosen), nannte Campylobacteriose als die in der EU am häufigsten gemeldete von Tieren auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit. Im Jahr 2005 wurden 7,8 % mehr Infektionen mit Campylobacter beim Menschen gemeldet als im Vorjahr. Damit stieg die Inzidenzrate auf 51,6 Fälle pro 100 000 Personen und insgesamt 197 363 gemeldete Fälle. Wie bereits im Jahr 2004 ist die Hauptquelle der Infektionen beim Menschen mit Campylobacter frisches Geflügelfleisch, wobei in manchen Stichproben bis zu 66 % der Proben positiv ausfallen. Auf der anderen Seite gingen Infektionen mit Salmonellen im Verlauf des Jahres 2005 um 9,5 % auf eine Inzidenzrate von 38,2 Fällen pro 100 000 Personen (176 395 gemeldete Fälle) zurück, sie stellen jedoch nach wie vor ein ernst zu nehmendes Problem der öffentlichen Gesundheit dar. Ein Großteil der Salmonellose beim Menschen wird durch Eier sowie Geflügel- und Schweinefleisch übertragen. In den vergangenen Jahren wurde ein Rückgang der Kontamination mit Salmonellen bei Eiern beobachtet.
Der Bericht liefert außerdem Daten über erhebliche Antibiotikaresistenzen bei Campylobacter, die von Tieren in der Landwirtschaft und von Lebensmitteln tierischen Ursprungs stammen. Manche Ergebnisse legen nahe, dass über 80 % der getesteten Bakterien gegen die Antibiotika resistent sind, die üblicherweise bei der Bekämpfung von Krankheiten beim Menschen zum Einsatz kommen. Dies gibt Fachleuten des öffentlichen Gesundheitswesens zunehmend Anlass zur Besorgnis, da das breite Auftreten von Antibiotikaresistenzen eine wirksame Behandlung dieser Krankheiten beim Menschen beeinträchtigen könnte.
Der Bericht enthält ferner Daten über weitere Zoonosen (siehe Tabelle 1), die zwar beim Menschen seltener auftreten als Campylobacter und Salmonellen die aber dennoch aufgrund ihrer ernsten Auswirkungen auf den Menschen eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit darstellen. Ein Beispiel ist die Listeriose, die zwar nur verhältnismäßig wenige Menschen betrifft (1 439 gemeldete Fälle im Jahr 2005), aber eine hohe Sterblichkeitsrate aufweist und außerdem schwere Schädigungen bei Ungeborenen verursachen kann, die häufig zu Fehlgeburten führen. Die Infektion mit VTEC[1], einer Untergruppe von E. coli, von der im Jahr 2005 3 314 Menschen betroffen waren, ist ebenfalls eine Krankheit, die beim Menschen und insbesondere bei Kindern gravierende Gesundheitsschäden hervorrufen kann.
2005 galt in der EU zum ersten Mal Meldepflicht für Erkrankungen, die durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel hervorgerufen werden. Insgesamt wurden in der EU 5 311 durch Lebensmittel verursachte Krankheitsausbrüche gemeldet, von denen 47 251 Menschen betroffen waren und die zu 5 330 Krankenhausaufenthalten und 24 Todesfällen führten.
Mitgliedstaaten, die für Programme zur Bekämpfung der Rindertuberkulose sowie der Brucellose bei Rindern, Schafen und Ziegen finanzielle Unterstützung erhielten, meldeten 2005 weniger positiv getestete Herden als 2004, dies legt nahe, dass diese Programme Wirkung zeigen.
Tabelle 1: Gemeldete Fälle von Zoonosen bei Menschen 2005 | |||
Krankheit | Inzidenz Anzahl neuer Ereignisse, die innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums in einem definierten geografischen Gebiet auftreten, z.B. die Zahl der Grippeerkrankungen pro Jahr in Europa/ 100.000 Menschen | Gemeldete Fälle | |
Campylobacteriose | 51,6 | 197 363 | |
Salmonellose | 38,2 | 176 395 | |
Yersiniose | 2,6 | 9 630 | |
VTEC | 1,2 | 3 314 | |
Listeriose | 0,3 | 1 439 | |
Brucellose | 0,2 | 1 218 | |
Echinokokkose | < 0,01 | 320 | |
Trichinose | < 0,01 | 175 | |
Tuberkulose durch M. bovis | < 0,01 | 119 | |
Tollwut | < 0,01 | 4 | |
Dies ist der zweite jährliche Synthesebericht der Gemeinschaft über Entwicklungstendenzen und Quellen von Zoonosen (Daten von 2005). Der Bericht enthält Daten über Zoonosen aus 24 Ländern der Europäischen Union (EU) sowie aus Norwegen, Island und der Schweiz.
Die EFSA hat die verfügbaren Daten verwendet, um allgemeine Tendenzen in der Union aufzuzeigen. Unterschiede bei den Melde- und Überwachungsverfahren lassen einen direkten Vergleich der von den Mitgliedstaaten vorgelegten Zahlen meist nicht zu.
[1] Verotoxigenic Escherichia coli
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