Transparenz und Datenqualität: die neuen bereichsübergreifenden Leitlinien der EFSA kurz vorgestellt
Zwei neue Leitlinien – zum „Beweiskraft der Daten“-Ansatz und zur Bewertung biologischer Relevanz – sollen dazu beitragen, die Methoden über die Arbeitsbereiche der EFSA hinweg weiter zu harmonisieren.
Wissenschaftliche Methoden sind die Rezepte der wissenschaftlichen Bewertung. Ein Kochrezept enthält Angaben zum Umfang (z.B. die Anzahl der Portionen), eine Liste der Zutaten sowie Anweisungen zur Zubereitung. Bewertungsmethoden haben für die Lebensmittelsicherheit die gleiche Bedeutung.
Prof. Tony Hardy, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Ausschusses der EFSA, erklärte: „Unsere wissenschaftlichen ‚Rezepte‘ enthalten die Fragen, die es zu beantworten gilt, unsere Datenanforderungen und Annahmen – unter Einschluss von Expertenurteilen – sowie einen Durchführungsplan.“
„Die neuen Leitlinien werden dabei helfen, über all diese Informationen auf transparente und konsistente Weise Bericht zu erstatten, was grundlegend ist, um die Verständlichkeit des Bewertungsprozesses und dessen Schlussfolgerungen zu gewährleisten.“
„Um bei der Rezeptanalogie zu bleiben: die Ergebnisse müssen ‚verzehrstauglich‘ sein, damit unserer Beratung vertraut wird.“
Harmonisierung von Ansätzen über wissenschaftliche Gremien der EFSA hinweg
Der Wissenschaftliche Ausschuss der Behörde hat drei zentrale methodische Rahmenwerke entwickelt, um die Robustheit, Qualität und Transparenz der wissenschaftlichen Bewertungen, die von den zehn wissenschaftlichen EFSA-Gremien in ihren jeweiligen Bereichen erstellt werden, zu verbessern:
- Beweiskraft der Daten Verfahren, bei dem alle Daten in Bezug auf eine Entscheidung basierend auf ihrer Aussagekraft und Qualität bewertet werden (Beweiskraftkonzept) („Weight of Evidence“, „WoE“) – ein praktischer dreistufiger Ansatz zur Zusammenstellung, Gewichtung und Einbeziehung von Evidenz auf Grundlage ihrer Zuverlässigkeit, Relevanz und Konsistenz; der Ansatz berücksichtigt sowohl qualitative als auch quantitative Ansätze und bietet vereinfachte Tools zur Berichterstattung.
- Biologische Relevanz Ein Ereignis, Auftreten oder Vorkommen wird als biologisch relevant eingestuft, wenn sein Ausmaß oder seine Folgen wahrscheinlich Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben. – ein flexibles Rahmenwerk, das Definitionen und Konzepte erklärt und Kriterien sowohl für die Bestimmung der Art Untergliederung der Gattung, eine Gruppe eng verwandter und ähnlicher aussehender Organismen; z.B. steht im Falle des Homo sapiens (Mensch) der zweite Teil des Namens (sapiens) für die Art bzw. Größe eines beobachteten Effekts als auch die Entscheidung, ob der Effekt nachteilig, vorteilhaft oder keines von beiden (also für eine Bewertung relevant) ist, festlegt.
- Unsicherheit Wissenschaftliches Konzept, das in der Risikobewertung verwendet wird, um alle Arten von Beschränkungen des Wissens zu beschreiben, das zum Zeitpunkt der Durchführung einer Bewertung mittels der vereinbarten Ressourcen verfügbar ist, wobei diese Beschränkungen die Wahrscheinlichkeit der möglichen Ergebnisse der Bewertung beeinflussen – Leitlinien zur Bewertung und Kombination der Einschränkungen unseres Wissens zum Zeitpunkt der Bewertung sowie zur Ermittlung von Datenlücken, die es zu schließen gilt (um die wissenschaftliche Unsicherheit zu verringern).
Die ersten beiden Säulen dieses harmonisierten Ansatzes werden heute veröffentlicht. Die Leitlinien zu Unsicherheit wurden bei der EFSA im vergangenen Jahr intern erprobt. Auf der Grundlage der gesammelten Erfahrungen sollen sie bis Ende 2017 bzw. Anfang 2018 verfeinert und fertiggestellt werden, um die Reihe zu komplettieren.
Prof. Hardy fügte hinzu: „Diese drei Dokumente sind miteinander verbundene Bausteine, die unsere Bewertungen – ausgehend von den qualitativ besten verfügbaren Daten – noch robuster und transparenter machen, damit diese politische Entscheidungsträger noch besser dabei unterstützen können, die Lebensmittelsicherheit in Europa zu gewährleisten.“
Nächste Schritte
Die EFSA wird die Leitlinien zur Beweiskraft der Daten und zu biologischer Relevanz schrittweise in die tägliche Arbeit all ihrer wissenschaftlichen Gremien sowie anderer wissenschaftlicher Gruppen einbeziehen. Die drei Ansätze sind jedoch voneinander abhängig und überschneiden sich. Daher wird die EFSA diesen Prozess intensivieren, sobald die Leitlinien zu Unsicherheit fertiggestellt und der wissenschaftliche Ausschuss der EFSA sowie ihre zehn wissenschaftlichen Gremien im Juli 2018 neubesetzt sind.
Die beiden heute veröffentlichten Leitliniendokumente sind über das EFSA Journal, die frei zugängliche wissenschaftliche Online-Zeitschrift der Behörde, einsehbar. Zwei technische Berichte über öffentliche Konsultationen, die während der Erarbeitung der Leitlinien durchgeführt wurden, werden in Kürze veröffentlicht.
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