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Biologische Kontrolle: Blütengallen bildende Wespe bewertet

Die Blütengallen bildende Erzwespe Trichilogaster acaciaelongifoliae könnte erfolgreich als biologisches Kontrollmittel zur Bekämpfung der invasiven gebietsfremden Pflanze Acacia longifolia in Küstengebieten Portugals eingesetzt werden. Die Einführung der Wespe könnte sich jedoch, neben A. longifolia, auch auf eine weitere Akazienart, A. floribunda, auswirken, wo diese als Zierpflanzen angebaut werden. Dies sind die Hauptergebnisse einer EFSA-Bewertung der Risiken für die Pflanzengesundheit durch die vorgeschlagene Freisetzung der Wespenart.

Eine Ansiedlung von T. acaciaelongifoliae in Portugal wäre aus folgenden Gründen wahrscheinlich: es sind Wirtspflanzen vorhanden; der Organismus Lebewesen wie Menschen, Tiere, Pflanzen und Mikroben (z.B. Bakterien und Viren) wurde bereits erfolgreich in Südafrika angesiedelt; und die Umweltbedingungen in dem für die Freisetzung vorgeschlagenen Gebiet ähneln denen in seiner Heimat Australien. Es bestehen jedoch gewisse Unsicherheiten, da es bislang keine Aufzeichnungen über eine Ansiedlung der Wespe auf der Nordhalbkugel gibt.

Nach ihrer Ansiedlung hätte die Wespe „massive“ Auswirkungen auf die invasive A. longifolia, deren Wachstum, Reproduktionspotenzial und letztlich auch Populationsdichte reduziert würden, so die Schlussfolgerung der EFSA-Sachverständigen für Pflanzengesundheit. Auch die negativen Auswirkungen von A. longifolia auf die biologische Vielfalt Begriff, der die Vielfalt lebender Organismen in einer bestimmten Umwelt beschreibt im Zielgebiet könnten so verringert werden.

Es besteht zwar die Möglichkeit, dass die Wespe sich durch den Handel mit als Zierpflanzen kultivierten A. longifolia und A. floribunda über das Zielgebiet hinaus verbreitet. Allerdings werden diese Arten im Vergleich zu Akazienarten, die keine Wirtspflanzen für T. acaciaelongifoliae sind, nur in einer begrenzten Zahl von Baumschulen in Europa angezogen.

Die Folgen für Populationen anderer invasiver oder Zier-Akazienarten wären gering aufgrund der hohen Spezifität der Wespe – sie überlebt und vermehrt sich nur in A. longifolia sowie der eng verwandten A. floribunda –, auch wenn es kurzzeitig zu Spillover-Effekten bei anderen Spezies kommen kann. Diesbezüglich sind für eine heimische Wildart den Gestreiften Besenginster (Cytisus striatus) und eine Zierakazienart die Immerblühende Akazie (Acacia retinodes) noch weitere Untersuchungen erforderlich, da die derzeit verfügbaren Daten über deren Wirtspflanzenstatus gegenüber der Wespe keine eindeutigen Schlüsse zulassen.

Wie auch bei der Freisetzung anderer biologischer Kontrollmittel gäbe es keine Möglichkeit, eine Ausbreitung von T. acaciaelongifoliae auf andere Gebiete zu verhindern. Diese wäre jedoch durch eine Reihe von Faktoren begrenzt, wie etwa die Fragmentierung der Wirtspopulationen außerhalb Portugals und die Tatsache, dass die weiblichen Wespen sterben, wenn sie nicht innerhalb von drei Tagen nach dem Schlüpfen eine Wirtspflanze Pflanze, auf der ein Schädling lebt oder von der dieser sich ernährt finden.

Die EFSA wurde ersucht, das Risiko der Ansiedlung und Ausbreitung von T. acaciaelongifoliae in der EU zu bewerten, nachdem Portugal die EU-Kommission darüber informiert hatte, dass es erwägt, den Organismus zur Kontrolle der Ausbreitung von A. longifolia in Küstendünengebieten einzusetzen. Die Wespe, die ursprünglich in Australien beheimatet ist, wurde 1982/1983 gezielt zur Kontrolle von A. longifolia in Südafrika freigesetzt und hat sich dort erfolgreich angesiedelt und verbreitet. Der Samenansatz befallener Wirtspflanzen verringerte sich daraufhin um bis zu 95%.

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