Europäisches Forschungsnetz zum Thema Bienensterben empfohlen
Eine engere Zusammenarbeit zwischen EU-Agenturen, Mitgliedstaaten und Forschern ist dringend notwendig, um ein besseres Verständnis davon zu erlangen, wie multiple Stressoren der Bienengesundheit schaden. Dies ist eine der Schlussfolgerungen eines heute veröffentlichten Berichts der EFSA, in dem ebenfalls vorgeschlagen wird, eine zentrale, offen zugängliche Forschungsdatenbank zu schaffen, die die Entwicklung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Bewertung von Stressoren bei Bienen begünstigen würde.
Eine Reihe europäischer Organisationen ist derzeit in Forschungsprojekten zum Thema Bienengesundheit involviert, wobei sich die Arbeiten zum Teil überschneiden und von bruchstückhaftem Charakter sind. Eine engere Zusammenarbeit würde dem Bericht zufolge helfen, Doppelarbeit zu vermeiden, Forschungsschwerpunkte festzulegen, gemeinsam neue Methoden zu vereinbaren und sich über technische Entwicklungen auszutauschen. Beteiligt an dem von der EFSA vorgeschlagenen Netzwerk wären u. a. die dienststellenübergreifende Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission zum Thema Bienen, das Europäische Referenzlabor für Bienengesundheit, Einrichtungen der Mitgliedstaaten wie die französische Agentur für Lebensmittelsicherheit (Anses), weitere EU-Behörden wie die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sowie internationale Organisationen.
Die Schaffung eines Netzwerks ist eine der Empfehlungen in dem EFSA-Bericht, der einen EU-weiten Überblick über derzeit laufende Arbeiten zur Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung bei Bienen gibt. Ziel des Berichts, der in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten erstellt wurde, ist es, Wissenslücken aufzuzeigen und Forschungsarbeiten vorzuschlagen, die bei der Entwicklung eines harmonisierten Umweltrisikobewertungsprogramms für Bienen hilfreich wären.
Dr. Agnès Rortais, Biologin und Bienenforscherin bei der EFSA, erklärte: „Unsere Auswertung zeigt, dass es in Europa eine Vielzahl an Forschungsaktivitäten zum Thema Bienengesundheit gibt, dass diese aber nicht immer gleichmäßig über die einzelnen Fachrichtungen verteilt sind und es zu Überschneidungen kommt. Beispielsweise besteht ein Mangel Fehlen eines notwendigen Faktors, beispielsweise in der Ernährung oder der Umwelt, das sich schädlich auf das Wachstum eines Organismus auswirkt an Arbeiten zu anderen Bienenarten als Honigbienen, und selbst bei diesen konzentrieren sich die vorhandenen Studien auf nur wenige Unterarten. Dabei existiert in Europa eine große Vielfalt an Arten, die sich an unterschiedliche lokale Gegebenheiten angepasst haben. Auch zur Reproduktion von Königinnen und Drohnen wird nicht genügend geforscht.
Außerdem stellten wir fest, dass es nur wenige Projekte im Zusammenhang mit der Risikobewertung multipler Stressoren bei Bienen gibt, obwohl wir wissen, dass Bienen in ihrer natürlichen Umgebung einer Vielzahl von Stressoren ausgesetzt sind, und es dringend notwendig ist, dass wir ein besseres Verständnis davon erlangen, wie diese Faktoren zusammenwirken.“
Eine wichtige Initiative im letztgenannten Bereich ist eine kürzlich geschaffene spezielle Arbeitsgruppe, die von Anses eigens eingerichtet wurde, um Daten zur Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird von Bienen gegenüber Stressoren wie Krankheitserregern, Schädlingen, Pflanzenschutzmitteln und Tierarzneimitteln zu analysieren sowie die wissenschaftliche Literatur über Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren auszuwerten. Die EFSA ist in dieser Anses-Gruppe vertreten und hat ferner zu einem Workshop beigetragen, der im Rahmen der EU-Forschungsoffensive im Bereich Tiergesundheit und Tierschutz (Animal Health and Welfare – ANIHWA) organisiert wurde. Diese wurde ins Leben gerufen, um die Koordinierung der nationalen Forschungsprogramme im Hinblick auf Gesundheit und Wohlergehen von Nutztieren, einschließlich Bienen, zu verbessern.
Dr. Rortais fügte hinzu: „Aus unserer Analyse geht hervor, dass die Mitgliedstaaten und die Kommission sich im Vergleich zur EFSA stärker mit der Erforschung der Auswirkungen von biologischen Stressoren auf Bienen befasst haben, während die Rollenverteilung bei chemischen Stressoren genau umgekehrt ist. Es macht daher Sinn, dass wir unsere jeweiligen Kompetenzfelder vereinen, um der Entwicklung eines Ansatzes für die Bewertung kombinierter Effekte der genannten Stressoren einen weiteren Schritt näher zu kommen.“
Die EFSA empfiehlt darüber hinaus die Schaffung einer offen zugänglichen, zentralen Datenbank mit Informationen und Methoden, die zur Bewertung der von einzelnen bzw. multiplen Stressoren ausgehenden Risiken verwendet werden können. Um den Datenaustausch zu fördern, wurden bereits mehrere Datenbanken entwickelt, bislang aber gibt es kein einziges öffentlich zugängliches Repositorium.
Eine Kurzvorstellung des EFSA-Berichts erfolgt im Rahmen der Conference for Better Bee Health, die von der Europäischen Kommission am 7. April in Brüssel ausgerichtet wird.
Links zur Wissenschaft
Kontakt
Pressezentrum der EFSA
Tel. +39 0521 036 149
E-mail: press [at] efsa.europa.eu (Press[at]efsa[dot]europa[dot]eu)
(Nur wenn Sie ein Mitglied der Presse sind)
Ask a Question-Service
Sie haben eine Frage zur Arbeit der EFSA? Wenden Sie sich an unseren Ask a Question-Service!