PLS: Wohlergehen von Masthühnern in landwirtschaftlichen Betrieben

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Haftungsausschluss

  • Die vorliegende Zusammenfassung in einfacher Sprache ist eine leicht verständlich abgefasste Mitteilung über das Gutachten der EFSA zum Wohlergehen von Masthühnern in landwirtschaftlichen Betrieben.
  • Mit dieser Zusammenfassung sollen die Transparenz verbessert und interessierte Kreise in vereinfachter Sprache über themenspezifische Arbeiten der EFSA informiert werden.
  • Für eine tiefergehende Bewertung und Analyse lesen Sie bitte das vollständige Gutachten der EFSA.

Hintergrund: Wohlergehen von Masthühnern

  • Im Einklang mit ihrer Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ überprüft die Europäische Kommission die Tierschutzvorschriften, einschließlich der Vorschriften zum Schutz von Masthühnern, die zur Fleischerzeugung gehalten werden, was durch die „Masthühner-Richtlinie“ (Richtlinie 2007/43/EG des Rates) abgedeckt ist. Diese Richtlinie gilt derzeit nicht für Zuchtbestände oder Brutstätten.
  • Darüber hinaus forderte eine Europäische Bürgerinitiative (EBI) aus dem Jahr 2018 – die sogenannte Initiative „End the cage age“ (Schluss mit Käfighaltung) – ein Verbot der Verwendung von Einzelställen und -käfigen für Lege-/Zuchthennen und Mastelterntiere sowie Legehennen und andere Nutztierarten.
  • Die EFSA legte frühere Gutachten zum Wohlergehen von Masthühnern in den Jahren 2010 und 2012 vor.
  • Diese Bewertung wurde vom Wissenschaftlichen Gremium für Tiergesundheit und Tierschutz (AHAW) der EFSA durchgeführt.

Worum wurde die EFSA ersucht?

  • Bereitstellung einer wissenschaftlichen Grundlage für überarbeitete Maßnahmen zum Wohlergehen von Masthühnern, Eintagsküken und Mastelterntieren in landwirtschaftlichen Betrieben.
  • Beschreibung der wichtigsten in Europa genutzten Haltungssysteme.
  • Identifizierung der relevanten Folgen für das Wohlergehen für jedes System zusammen mit den entsprechenden tierbezogenen Indikatoren (Animal-Based Measures, ABM) und Gefahren, die Folgen für das Wohlergehen der Tiere haben können.
  • Empfehlung von Maßnahmen zur Vermeidung oder Korrektur der Gefahren und/oder zur Minderung der Folgen für das Wohlergehen.
  • Bewertung der Risiken im Zusammenhang mit einer Reihe wichtiger spezifischer Haltungs- (z. B. Käfighaltung) und Aufzuchtbedingungen (z. B. Besatzdichte) und -praktiken wie Verstümmelung und Futterbeschränkung.
  • Empfehlung der relevantesten ABM zur Überwachung des Wohlergehens von Masthühnern in landwirtschaftlichen Betrieben, die in Schlachthöfen erfasst werden können.

Wie ist die EFSA bei ihrer Arbeit vorgegangen?

  • Das AHAW-Gremium folgte den methodischen Leitlinien der EFSA für die Ausarbeitung von Tierschutzmandaten im Rahmen der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“.
  • Das Gremium untersuchte sowohl von Fachleuten überprüfte als auch graue Literatur sowie Informationen des Europäischen Forums der Nutztierzüchter (EFFAB) und der wissenschaftlichen Netzwerke der EFSA.
  • Die Erhebung von Expertenwissen (Expert knowledge elicitation, EKE), eine strukturierte Möglichkeit, Informationen von Personen mit speziellem Fachwissen auf einem bestimmten Gebiet einzuholen, und die Unsicherheitsbewertung wurden gemäß den EFSA-Leitlinien durchgeführt. Es wurde ein Verhaltensmodell verwendet, um den Platz zu quantifizieren, der benötigt wird, um neun Verhaltensbedürfnisse von Masthühnern auszudrücken, und entsprechende Schätzungen der Besatzdichten vorzulegen.
  • Die verwendeten Daten deckten den Zeitraum zwischen 2010 und November 2022 ab.

Welche Einschränkungen gibt es hinsichtlich der derzeit verfügbaren Daten?

  • Es lagen nur begrenzte Daten zu Alternativen zur Futterbeschränkung und zu den Eigenschaften der Haltung bei Mastelterntieren sowie zu Hitze- und Kältestress bei Masthühnern vor.
  • Unsicherheiten wurden auch hinsichtlich der Besatzdichte, der Gruppengröße und der Konzentrationen von Gasen und Staub in Ställen festgestellt.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Es wurden neunzehn hochrelevante Folgen der derzeit verwendeten Produktionssysteme für das Wohlergehen identifiziert:
    • Knochenläsionen
    • Kältestress
    • Unfähigkeit, Komfortverhalten auszuleben
    • Unfähigkeit, Erkundungs- oder Futtersuchverhalten auszuleben
    • Isolationsstress
    • Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
    • Anhaltender Durst
    • Hitzestress
    • Anhaltender Hunger
    • Handling-Stress
    • Erkrankungen des Bewegungsapparats
    • Raubstress (Angst vor dem Angriff eines Raubtiers)
    • Einschränkung der Bewegungsfreiheit
    • Probleme beim Ausruhen
    • Gruppenstress
    • Schäden der Weichteile und des Integuments (der Haut)
    • Nabelerkrankungen
    • Unfähigkeit, unerwünschtes sexuelles Verhalten zu vermeiden
    • Sensorische Unter- und Überstimulation
  • Bei Eintagsküken:
    • Ein Futterentzug von mehr als 48 Stunden führt zu „anhaltendem Hunger“, der dem Wohlergehen der Tiere abträglich ist.
    • Dunkle Brüter (Bedingungen, die das Verhalten einer Mutterhenne simulieren) fördern das Ruheverhalten und reduzieren die sensorische Überstimulation.
  • Für Masthühner, die zur Fleischerzeugung gehalten werden:
    • Die derzeitigen Besatzdichten beeinträchtigen das Wohlergehen von Masthühnern.
    • Eine Besatzdichte von mehr als 11 kg/m2 erhöht die Inzidenz von Fußballendermatitis, verringert die Gehfähigkeit und beeinträchtigt Komfort- und Erkundungsverhalten.
    • Bröselige Einstreu (trocken, sandähnlich) ist für Masthühner unerlässlich, um Komfort-, Erkundungs- und Futtersuchverhalten auszuleben.
    • Zugängliche, erhöhte Plattformen für Masthühner verringern das Risiko von Problemen mit dem Bewegungsapparat und Raubstress und fördern das Ruheverhalten.
    • Ammoniakgehalte über 15 ppm (Teile pro Million) beeinträchtigen das Wohlergehen von Masthühnern.
  • Für Mastelterntiere:
    • Futter- und Wasserbeschränkungen führen zu anhaltendem Hunger bzw. Durst.
    • Eine weitere genetische Selektion für eine schnelle Wachstumsrate führt zu einer Verschärfung der Folgen für das Wohlergehen.
    • Die Haltung von Großeltern, Urgroßeltern und reinen Stammbaumlinien in schlichten Einzelkäfigen führt zu Isolation und Handling-Stress, beeinträchtigtem Erkundungs-, Futtersuch- und Komfortverhalten, gestörtem Ruheverhalten und Einschränkung der Bewegungsfreiheit.
    • Zugängliche Sitzstangen für Mastelterntiere verringern das Risiko von Problemen mit dem Bewegungsapparat sowie Raubstress und fördern das Ruheverhalten.
    • Verstümmelungen wie das Kürzen des Schnabels, das Entzehen, das Entklauen und das Kürzen von Kämmen werden in der gesamten EU bei Mastelterntiere häufig durchgeführt und beeinträchtigen das Wohlergehen. Sie können durch geeignete Managementpraktiken vermieden werden.
  • Die relevantesten ABM zur Überwachung des Wohlergehens in landwirtschaftlichen Betrieben in Schlachthöfen sind die Gesamtsterblichkeit im landwirtschaftlichen Betrieb, das Vorhandensein von Wunden, Schlachtkörperverwerfungen und Fußballendermatitis.

Wichtigste Implikationen und Empfehlungen

  • Die folgenden Maßnahmen werden empfohlen:
    • Begrenzung der Wachstumsrate von Masthühnern auf maximal 50 g/Tag.
    • Erhebliche Reduktion der Besatzdichte, um den Verhaltensbedürfnissen von Masthühnern gerecht zu werden.
    • Bereitstellung trockener und bröseliger Einstreu und erneutes Ausstreuen von Einstreu nach der zweiten Produktionswoche.
    • Bereitstellung einer überdachten Veranda für Masthühner und Mastelterntiere ab einem Alter von 2 Wochen.
    • Zugang zu einem Außenbereich, der zu 70 % mit Vegetation bedeckt ist.
    • Bereitstellung zugänglicher erhöhter Plattformen mit Rampen für Masthühner und Sitzstangen für Mastelterntiere.
    • Vermeidung aller Formen von Verstümmelungen bei Mastelterntieren.
    • Vermeidung der Verwendung von Käfigen sowie von Futter- und Wasserbeschränkungen bei Mastelterntieren.
    • Entwicklung alternativer Methoden zur Datenerhebung, die durch Präzisionstechnologien der Nutztierhaltung ermöglicht werden.
    • Aufrechterhaltung einer Ammoniakkonzentration im Stall von unter 15 ppm.
    • Gewährleistung einer Umgebungsbeleuchtung von mindestens 20 Lux.
    • Transport befruchteter Eier, die im landwirtschaftlichen Betrieb schlüpfen, anstatt Eintagsküken zu transportieren.
    • Während der Inkubation sollte die Eierschalentemperatur 37,8 °C nicht überschreiten.
    • Gesamtsterblichkeit im landwirtschaftlichen Betrieb, verletzte Tiere, Schlachtkörperverwerfungen und Fußballendermatitis sollten im Schlachthof überwacht werden.
  • Es wird empfohlen, weitere Forschung zu den folgenden Themen zu betreiben:
    • Einsatz von Präzisionstechnologien der Nutztierhaltung.
    • Besonderheiten erhöhter Plattformen und Sitzstangen.
    • Konzentrationen von Ammoniak, CO2 und Staub in Ställen.
    • Auswirkungen der Gruppengröße auf das Wohlergehen von Masthühnern.
    • Auswirkungen der Bereitstellung von Feuchtfutter in Brütern auf das Wohlergehen von Eintagsküken.

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