PLS: Aktualisierung der Risikobewertung von anorganischem Arsen in Lebensmitteln
Haftungsausschluss
- Dies ist eine Zusammenfassung des Gutachtens der EFSA Update of the risk assessment of inorganic arsenic in food (Aktualisierung der Risikobewertung von anorganischem Arsen in Lebensmitteln) in vereinfachter Sprache. Das vollständige Gutachten der EFSA finden Sie hier.
- Zweck dieser Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist es, die Transparenz zu erhöhen und interessierte Kreise über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, wobei eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um die wichtigsten Ergebnisse vorzustellen.
Hintergrund der Aktualisierung der Risikobewertung
- Risikomanager benötigen Beratung in Bezug auf die Sicherheit von Lebensmittelkontaminanten wie Arsen, um Höchstgehalte für diese Kontaminanten festzulegen, die vorhanden sein können, ohne die Gesundheit zu beeinträchtigen.
- Es ist bekannt, dass die chronische Aufnahme von anorganischem Arsen über die Ernährung und/oder das Trinkwasser schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat, wozu u. a. Haut-, Blasen- und Lungenkrebs gehören.
- 2009 nahm das EFSA-Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) ein wissenschaftliches Gutachten zum Vorhandensein von Arsen in Lebensmitteln an und kam zu dem Schluss, dass die Mindestmenge an anorganischem Arsen, die ein eindeutiges, geringes Gesundheitsrisiko für diese Wirkungen mit sich bringt, zwischen 0,3 und 8 µg/kg Körpergewicht pro Tag liegt.
- Im Jahr 2021 veröffentlichte die EFSA eine aktualisierte Bewertung der Exposition gegenüber anorganischem Arsen in Lebensmitteln (https://doi.org/10.2903/j.efsa.2021.6380).
Welche Aufgabe wurde der EFSA gestellt?
- Die Europäische Kommission ersuchte um eine aktualisierte Bewertung der Risiken für die menschliche Gesundheit, die vom Vorhandensein von anorganischem Arsen in Lebensmitteln einhergehen. Diese Bewertung soll unter Berücksichtigung der aktualisierten Expositionsbewertung und der neu verfügbaren wissenschaftlichen Informationen über die Toxizität von anorganischem Arsen erfolgen.
- Darüber hinaus wurde die EFSA ersucht, Risikobewertungen für kleine und komplexe organische Arsenverbindungen vorzulegen und eine Risikobewertung der kombinierten Exposition gegenüber anorganischem und organischem Arsen vorzulegen. Diese Bewertungen werden bis Anfang 2025 abgeschlossen.
Wie ist die EFSA bei ihrer Arbeit vorgegangen?
- Die EFSA nahm eine umfassende Auswertung der seit 2009 veröffentlichten Literatur vor, um Veröffentlichungen zur Human- und Tiertoxikologie zu ermitteln, die für die Ermittlung schädlicher Wirkungen von anorganischem Arsen relevant sind.
- Aufgrund der biologischen Unterschiede zwischen Versuchstieren und Menschen beschloss das CONTAM-Gremium, für die Ermittlung schädlicher Wirkungen von anorganischem Arsen ausschließlich epidemiologische (menschliche) Daten zu verwenden.
- Das CONTAM-Gremium hat einen Ansatz entwickelt, der es ermöglicht, die Ergebnisse epidemiologischer Studien in die Dosis-Wirkungs-Modellierung einfließen zu lassen, die für die Festlegung eines sicheren oder akzeptablen Expositionsniveaus erforderlich ist.
- Die EFSA führte vom 24. Juli bis zum 10. September 2023 eine öffentliche Konsultation durch und berücksichtigte bei der Fertigstellung des Gutachtens die Stellungnahmen der Interessengruppen.
Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?
- In einigen Studien wurde die Exposition auf der Grundlage der im Urin gemessenen Konzentrationen an anorganischem Arsen abgeschätzt, was die Exposition sowohl durch das Trinkwasser als auch durch die Nahrung widerspiegelt. Andere Studien berichteten jedoch über die Konzentration von anorganischem Arsen im Trinkwasser. In diesen Fällen wurden die gemeldeten Konzentrationen in Expositionsschätzungen umgewandelt, wobei das durchschnittliche Körpergewicht der exponierten Personen, ihre geschätzte tägliche Wasseraufnahme und die zusätzliche Exposition durch die Nahrung berücksichtigt wurden. Dies ist daher ein wichtiger Unsicherheitsfaktor.
- Aufgrund genetischer Unterschiede zwischen den einzelnen Personen besteht zudem Unsicherheit hinsichtlich der Variabilität in Bezug auf die Anfälligkeit für durch anorganisches Arsen bedingte Toxizität. Da die Gefahrencharakterisierung auf den Ergebnissen umfangreicher epidemiologischer Studien beruht, sind Personen, die aufgrund ihrer Genetik anfälliger für gesundheitsschädliche Auswirkungen im Zusammenhang mit einer Exposition gegenüber anorganischem Arsen sind, in diesen Studien möglicherweise nicht ausreichend vertreten.
Welche Ergebnisse wurden erzielt und welche Auswirkungen hatten diese?
- Das CONTAM-Gremium kam zu dem Schluss, dass eine geringe bis mäßige Exposition gegenüber anorganischem Arsen Haut-, Blasen- und Lungenkrebs, Fehlgeburt, Totgeburt, Säuglingssterblichkeit, angeborene Herzerkrankungen, neurologische Entwicklungsstörungen, ischämische Herzerkrankungen, Atemwegserkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Arteriosklerose, vermindertes Geburtsgewicht und Hautläsionen verursachen kann.
- Bei der Risikobewertung der EFSA wurde auf der Grundlage einer Fall-Kontrollstudie zu Hautkrebs ein Referenzwert von 0,06 µg/kg Körpergewicht pro Tag festgelegt. Dies ist eine konservative Schätzung der niedrigsten Dosis, die mit einer erhöhten Induktion von Hautkrebs nach Exposition gegenüber anorganischem Arsen in Verbindung gebracht werden könnte.
- Dieser Bezugspunkt schützt auch vor anderen gesundheitsschädlichen Wirkungen beim Menschen.
- Dieser Wert liegt unter der Bandbreite der Referenzwerte, die in der wissenschaftlichen Stellungnahme des CONTAM-Gremiums im Jahr 2009 festgelegt wurden und zwischen 0,3 und 8 μg/kg Körpergewicht pro Tag lagen.
- Da es sich bei anorganischem Arsen um ein genotoxisches Karzinogen handelt, wurde bei der Risikocharakterisierung unter Verwendung des Expositionsniveaus aus der Expositionsbewertung 2021 eine Sicherheitsmarge für die Exposition (Margin of Exposure, MOE) verwendet.
- Bei Erwachsenen liegen die MOEs zwischen 2,0 und 0,4 für durchschnittliche Verbraucher und zwischen 0,9 und 0,2 für Verbraucher mit hoher Aufnahme.
- Selbst unter Berücksichtigung der Unsicherheiten bei der Risikobewertung kam das CONTAM-Gremium zu dem Schluss, dass diese Expositionsmargen Anlass zu gesundheitlichen Bedenken geben. Die Sachverständigen sind sich zu 69 % sicher, dass Konsumenten mit hoher Aufnahme von anorganischem Arsen (im 95. Perzentil) ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Hautkrebs aufweisen können.
- Insgesamt gibt die Verbraucherexposition gegenüber anorganischem Arsen in Lebensmitteln Anlass zu gesundheitlichen Bedenken. Diese Feststellung bestätigt das Ergebnis der früheren Bewertung der EFSA aus dem Jahr 2009.
Wie lauten die wichtigsten Empfehlungen?
- Die aktualisierte Risikobewertung zeigt mehrere Datenlücken auf und empfiehlt weitere Forschungs- und Untersuchungsmaßnahmen zu folgenden Aspekten:
- Es ist bekannt, dass Arsen eine DNA-Schädigung verursachen kann, jedoch muss der zugrunde liegende molekulare Mechanismus untersucht werden.
- Es ist ein besseres Verständnis der Rolle individueller Unterschiede bei der Anfälligkeit für arsenbedingte Erkrankungen erforderlich.
- Es muss untersucht werden, wie Arsen zu epigenetischen Veränderungen und dem damit verbundenen Krankheitsrisiko in exponierten Bevölkerungsgruppen führen kann.
- Das Zusammenspiel zwischen epigenetischen und genetischen Veränderungen, die durch anorganisches Arsen hervorgerufen werden, sollte weiter untersucht werden.
- Die gesundheitlichen Auswirkungen der prä- und perinatalen Arsenexposition und die Frage, wie sich arsenbedingte Veränderungen in der frühen Kindheit auf das Krankheitsrisiko im Erwachsenenalter auswirken können, sollten weiter untersucht werden.
- Darüber hinaus sollten weitere Leitlinien für die Verwendung von Humandaten bei Risikobewertungen ausgearbeitet werden. Dies ist besonders relevant, wenn eine Benchmark-Dosis-Modellierung von epidemiologischen Daten durchgeführt wird und wenn eine quantitative Risikobewertung für genotoxische Karzinogene auf der Grundlage epidemiologischer Daten erforderlich ist.

Glossar
Benchmark-Dosis (BMD): Die niedrigste Dosis einer Substanz, die ein geringes, aber klares Gesundheitsrisiko hervorruft, meist eine Veränderung von 1-10 % in Bezug auf eine bestimmte toxische Wirkung, z. B. die Entstehung von Krebs.
Epigenetische Veränderungen: Veränderungen in der Umgebung der DNA in den Zellen, die durch externe Faktoren verursacht werden und die Art und Weise beeinflussen, wie Gene gelesen werden, ohne dass die zugrunde liegende DNA-Sequenz verändert wird.
Genotoxizität: Fähigkeit eines Stoffs, die Zell-DNA zu schädigen.
Ermittlung schädlicher Wirkungen: der Teil der Risikobewertung, bei dem potenzielle Gefahren im Zusammenhang mit biologischen, chemischen und physikalischen Arbeitsstoffen, die in Lebensmitteln vorhanden sein können, ermittelt und beschrieben werden. Bei diesem Prozess sollten, wenn möglich, die beteiligten Dosierungen und entsprechenden Reaktionen bekannt sein.
Anorganisches Arsen: anorganische Formen von Arsen sind Verbindungen, die keine Arsen-Kohlenstoff-Bindungen enthalten. Dazu gehören unter anderem Oxide, Chloride, Sulfide, Arsenite und Arsenate, die natürlich oder als Folge menschlicher Aktivitäten in Böden und Grundwasser auftreten.
Sicherheitsmarge für die Exposition (Margin of Exposure): Bei der Risikobewertung verwendetes Instrument zur Abwägung möglicher Sicherheitsbedenken in Bezug auf in Lebens- oder Futtermitteln vorkommende, potenziell toxische Stoffe. Dabei handelt es sich um das Verhältnis zwischen dem Referenzwert (der Dosis, bei der eine kleine, aber messbare schädliche Wirkung beobachtet wird) und der Höhe der Exposition einer bestimmten Population gegenüber dem Stoff.
Organisches Arsen: Organische Formen von Arsen sind Verbindungen, die Arsen-Kohlenstoff-Bindungen enthalten. Dazu gehören unter anderem methylierte Arsenverbindungen, Arsenobetain, Arsenolipide und Arsenzucker, die hauptsächlich in Meeresfrüchten und der Meeresumwelt vorkommen.
Referenzwert: definierter Wert einer experimentellen Dosis-Wirkungs-Beziehung, der eine kritische Wirkung bezeichnet und zur Bewertung der potenziellen Risiken einer Exposition gegenüber einer bestimmten Gefahr herangezogen wird. Dieser Wert wird häufig verwendet, um ein sicheres oder akzeptables Expositionsniveau festzulegen.
Quellen
Update of the risk assessment of inorganic arsenic in food (Aktualisierung der Risikobewertung von anorganischem Arsen in Lebensmitteln).
DOI: https://doi.org/10.2903/j.efsa.2024.8488