PLS: Wissenschaftliches Gutachten zur zulässigen Höchstaufnahmemenge von Eisen
Veröffentlicht:
Hintergrund des wissenschaftlichen Gutachtens
- Risikomanager benötigen Beratung zur Sicherheit von Nährstoffen, um beispielsweise Höchstmengen festzulegen, die in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln zulässig sind.
- Bei Nährstoffen ist kein Risiko schädlicher Wirkungen zu erwarten, es sei denn, ein Aufnahmegrenzwert wird überschritten. Die Ermittlung dieses Schwellenwerts dient als Grundlage für die Festlegung einer zulässigen Höchstaufnahmemenge (UL).
- Eine übermäßige Aufnahme von Eisen über einen längeren Zeitraum kann schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben, insbesondere auf die Leber. Hochdosierte Eisenpräparate können je nach Form des verwendeten Eisens, der Dosis, der Art der Verabreichung und der individuellen Veranlagung auch unerwünschte Wirkungen im Magen-Darm-Trakt hervorrufen.
- Im Jahr 2004 veröffentlichte das EFSA-Gremium für Ernährung, neuartige Lebensmittel und Lebensmittelallergene (NDA) (das „Gremium“) ein wissenschaftliches Gutachten über die zulässige Höchstaufnahmemenge für Eisen; jedoch waren die damals verfügbaren Daten nicht ausreichend, um einen UL für Eisen festzulegen.
Welche Aufgabe wurde der EFSA gestellt?
- Die Europäische Kommission ersuchte eine Überprüfung des wissenschaftlichen Gutachtens des Gremiums aus dem Jahre 2004 auf der Grundlage neu verfügbarer Erkenntnisse.
- Würden keine ausreichenden Daten vorliegen, um eine zulässige Höchstaufnahmemenge für Eisen zu bestimmen, wurde die EFSA ersucht, eine Stellungnahme zur Höchstmenge abzugeben, von der die EFSA mit Sicherheit annehmen kann, dass sie kein Risiko für schädliche Wirkungen in der Allgemeinbevölkerung birgt, die als „sichere Aufnahmemenge“ bezeichnet wird.
- Sowohl die zulässige Höchstaufnahmemenge für die tägliche Gesamtaufnahme als auch die sicheren Aufnahmemengen sollen die Verbraucher vor möglichen schädlichen Wirkungen im Zusammenhang mit der übermäßigen Aufnahme von Nährstoffen schützen. Die Unterscheidung bezieht sich auf die unterschiedliche Art und Weise, in der diese Werte festgelegt werden.
- Im Gegensatz zur zulässigen Höchstaufnahmemenge basieren sichere Aufnahmemengen nicht auf einem ermittelten Aufnahmeschwellenwert, bei dessen Überschreitung das Risiko einer schädlichen Aufnahme zu steigen beginnt.
- Aufnahmemengen, die über den sicheren Aufnahmemengen liegen, bedeuten nicht zwangsläufig, dass das Risiko schädlicher Wirkungen besteht.
- Diese Werte können nicht verwendet werden, um den Anteil der Population zu beschreiben, bei der das Risiko von Nebenwirkungen besteht.
Wie ist die EFSA bei ihrer Arbeit vorgegangen?
- Die Universität Kopenhagen führte in Zusammenarbeit mit der Universität Oslo und dem Karolinska-Institut eine systematische Literaturauswertung zu menschlichen Interventionen und Beobachtungsstudien für die EFSA durch. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse bewertete das Gremium die möglichen schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit im Zusammenhang mit einer hohen Eisenaufnahme.
- Im Anschluss an den Leitlinienentwurf des Gremiums zur Festlegung und Anwendung der zulässigen Höchstmengen für die tägliche Gesamtaufnahme von Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen aus dem Jahr 2002 befasste sich das Gremium mit folgenden Fragen:
- Wie hoch ist die zulässige Höchstaufnahmemenge für die langfristige tägliche Gesamtaufnahme von Eisen (aus allen Quellen), bei der kein Risiko schädlicher Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu erwarten ist?
- Wie hoch ist die tägliche Aufnahme von Eisen aus allen Nahrungsquellen in EU-Populationen?
- Wie hoch ist das Risiko schädlicher Auswirkungen auf die Gesundheit im Zusammenhang mit der Eisenaufnahme in den EU-Populationen, einschließlich etwaiger Unsicherheiten?
- Die Erkenntnisse wurden überprüft, um Folgendes in Bezug auf Eisen zu bewerten:
- Resorption, Verteilung, Stoffwechsel und Ausscheidung;
- Biomarker für Aufnahme und Status;
- mögliche schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit – Lebertoxizität, Typ-2-Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes, schädliche Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt, schädliche Auswirkungen einer ergänzenden Gabe bei Säuglingen und Kleinkindern sowie während der Schwangerschaft, geringe Zinkresorption usw.
Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?
- Die Daten reichten nicht aus, um die sichere langfristige Aufnahmemenge von Eisen festzulegen, sodass kein UL ermittelt werden konnte. Dies lag daran, dass Informationen zur Lebertoxizität hauptsächlich als Fallberichte gemeldet wurden, in denen einzelne Patienten beschrieben wurden.
- Denn die in den Fallberichten beobachtete Toxizität ist ausschließlich auf eine Eisenüberladung aufgrund einer übermäßigen Eisenaufnahme zurückzuführen. Daher wurde Lebertoxizität selbst bei Personen ohne zugrunde liegende Erkrankungen, die sich auf die Eisenresorption auswirken und im Allgemeinen bei Patienten mit Leberversagen und Leberkrebs auftreten, beobachtet.
- Das Gremium legte eine sichere Aufnahmemenge auf der Grundlage begrenzter Daten im Zusammenhang mit dem Auftreten von schwarzem Stuhl fest. Obwohl schwarzer Stuhl gesundheitlich nicht schädlich ist, weist er auf das Vorhandensein von deutlich nicht resorbiertem Eisen im Magen-Darm-Trakt hin und kann ein erstes Anzeichen für eine Störung des Eisenstoffwechsels vor einer Eisenüberladung und Toxizität sein.
Zu welchen Ergebnissen kam das Gremium?
- Es konnte keine zulässige Höchstaufnahmemenge (UL) für Eisen für die verschiedenen Altersgruppen festgelegt werden. Stattdessen wurde eine sichere Gesamtaufnahmemenge von Eisen festgelegt auf:
- 40 mg/Tag für Erwachsene (einschließlich Schwangere und stillende Frauen);
- eine Reihe von Werten für Minderjährige: von 10 mg/Tag (Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren) bis 35 mg/Tag (Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren);
- 5 mg/Tag für Säuglinge im Alter von 4 bis 11 Monaten, einschließlich Eisenaufnahme aus angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, jedoch nicht aus Säuglingsanfangsnahrung oder Folgenahrung. Für Säuglinge wurde aufgrund ihres besonderen und unterschiedlichen Eisenbedarfs eine sichere zusätzliche Aufnahmemenge ermittelt.
Wie lauten die wichtigsten Empfehlungen?
Empfehlungen für Entscheidungstragende in der Politik und Risikomanager:
- Die sicheren Aufnahmemengen (keine UL festgelegt) sollten als die Aufnahmemengen verwendet werden, die für verschiedene Altersgruppen als „sicher“ angesehen werden können.
- Die vorgeschlagenen sicheren Aufnahmemengen gelten nicht für Personen, die unter ärztlicher Aufsicht Eisen zur Behandlung einer Eisenmangelanämie erhalten.
Empfehlungen für die Forschungsgemeinschaft:
- Erforschung der Auswirkungen steigender Dosen von (Häm- und Nicht-Häm-)Eisen auf Physiologie und Pathologie des Magen-Darm-Trakts und auf das Mikrobiom.
- Untersuchung der Mechanismen der Interaktion zwischen hoher Eisenaufnahme und der Resorption und der Verstoffwechslung anderer Mineralien wie Kupfer, Zink, Calcium und Mangan.
- Ermittlung und Charakterisierung der physiologischen Grenzen der Eisenhomöostase (z. B. verringerte Eisenresorption bei vollen Eisenspeichern) und der Höhe der Eisenresorption bei hoher Eisenaufnahme über einen längeren Zeitraum unter Verwendung der neuesten verfügbaren Techniken.
- Fortsetzung der Erhebung genauer Daten über die Zusammensetzung und den Verzehr von Lebensmitteln mit Schwerpunkt auf angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln.

Abbildung: Veranschaulichung des Unterschieds zwischen der sicheren Aufnahmemenge und der zulässigen Höchstaufnahmemenge für einen Nährstoff
Glossar
Biomarker für Aufnahme und/oder Status: ein Merkmal, das objektiv gemessen wird und die Nährstoffaufnahme oder den Nährstoffstatus einer Person widerspiegelt.
Homöostase: ein Prozess, durch den Organismen die physiologische Stabilität aufrechterhalten, wenn sich die äußeren Bedingungen verändern.
Haftungsausschluss
- Die vorliegende Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist eine leicht verständlich abgefasste Mitteilung der EFSA über das Wissenschaftliche Gutachten zur zulässigen Höchstaufnahmemenge von Eisen. Das vollständige Gutachten der EFSA finden Sie hier.
- Zweck dieser Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist es, die Transparenz zu erhöhen und interessierte Kreise über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, wobei eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um die wichtigsten Ergebnisse vorzustellen.
Referenz
Wissenschaftliches Gutachten zur zulässigen Höchstaufnahmemenge von Eisen