Der Wissenschaftliche Ausschuss der EFSA schlägt Harmonisierung der Methode zur Risikobewertung vor.
Der Wissenschaftliche Ausschuss der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schlägt in seinem heute veröffentlichen Gutachten einen harmonisierten und transparenten wissenschaftlichen Ansatz für die Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung von Substanzen, die sowohl genotoxische als auch kanzerogene Eigenschaften haben, vor. Der Wissenschaftliche Ausschuss führte diese Arbeiten im Rahmen des sog. „self-tasking“, also auf Eigeninitiative der EFSA, durch. Nachdem der Wissenschaftliche Ausschuss die derzeit eingesetzten Methoden überprüft und zur Beratung veröffentlicht hatte, empfahl er, den so genannten MOE Der Margin of Exposure (MOE) ist ein bei der Risikobewertung verwendetes Instrument zur Abwägung möglicher Sicherheitsbedenken in Bezug auf in Lebens- oder Futtermitteln vorkommende, potenziell toxische Stoffe-Ansatz („margin of exposure“), um Risiken zu bewerten, die durch Substanzen mit sowohl genotoxischen als auch kanzerogenen Eigenschaften hervorgerufen werden. Durch Risikoeinschätzungen, die speziell für einzelne Substanzen dieser Kategorie gemacht werden, kann diese Methode dazu verwendet werden, um zwischen verschiedenen Risikoniveaus zu unterscheiden. Dies dient den Risikomanagern als Hilfe bei der Entscheidung, ob und wo mögliche weitere Maßnahmen erforderlich sind, um die Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird gegenüber solchen Substanzen zu verringern. Während die EFSA bereits eine Konsultation über die vorgeschlagene wissenschaftliche Methode durchgeführt hat, beabsichtigt die Europäische Kommission, in nächster Zeit einen Dialog mit Stakeholdern (also Interessengruppen), darüber zu beginnen, wie der MOE-Ansatzes im Management von Risiken möglicherweise eingesetzt werden kann - und zwar im Zusammenhang mit solchen in Lebens- und Futtermitteln nachgewiesenen Substanzen.
Bei Substanzen, die sowohl genotoxische (d.h. die DNS - das genetische Material der Zellen - schädigende) als auch kanzerogene (Krebs hervorrufende) Eigenschaften haben, geht man im allgemein davon aus, dass bereits eine geringe Dosis Gesamtmenge eines Stoffs (z.B. einer Chemikalie oder eines Nährstoffs), die einem einzelnen Organismus verabreicht bzw. von einem Organismus, einer Population oder einem Ökosystem aufgenommen bzw. absorbiert wird möglicherweise eine schädliche Wirkung Veränderung in Bezug auf Gesundheit, Wachstum, Verhalten oder Entwicklung eines Organismus, die dessen Fähigkeit sich zu entwickeln oder zu überleben beeinträchtigt haben kann. Im Allgemeinen haben Risikobewerter in Europa bisher empfohlen, die Exposition gegenüber derartigen Substanzen auf möglichst geringem Niveau zu halten. Dieser als ALARA-Grundsatz (“as low as reasonably achievable” - „so niedrig wie sinnvollerweise erreichbar“) bezeichnete Ansatz erlaubt es allerdings nicht, zwischen verschiedenen Risikoniveaus zu unterscheiden. Wissenschaftler, die sich mit Risikoniveaus befassen, die mit diesen Substanzen zusammenhängen, wenden weltweit verschiedene Methoden an; die Risikoabschätzung hängt entscheidend davon ab, welche Methode verwendet wurde.
In seinem Gutachten empfiehlt der Wissenschaftliche Ausschuss, die „Margin of exposure“(MOE)-Methode als harmonisierten Ansatz zur Risikobewertung durch Substanzen mit genotoxischen und kanzerogenen Eigenschaften zu verwenden. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass zwischen Risiken verglichen werden kann, die durch diese Substanzen hervorgerufen werden, und auf der jeweiligen Wirkungsstärke Messwert der Fähigkeit eines chemischen Stoffs, eine bestimmte Wirkung auszuüben, ausgedrückt als die Beziehung zwischen der angewendeten Dosis und dem Ausmaß der daraus resultierenden Wirkung der Substanz sowie der möglichen Expositionsniveaus in der Bevölkerung Kollektiv von Menschen, Tieren oder Pflanzen derselben Art. Bei Menschen spricht man auch von Bevölkerung beruhen. Der MOE-Ansatz kann deshalb Risikomanagern besser helfen, mögliche Maßnahmen zu definieren, um die Exposition gegenüber diesen Substanzen so niedrig wie möglich zu halten.
Der Wissenschaftliche Ausschuss empfiehlt, den MOE-Ansatz zur Beurteilung von möglichen Risiken im Zusammenhang mit genotoxischen und kanzerogenen Substanzen in Lebens- und Futtermitteln ungeachtet ihrer Herkunft einzusetzen. Er kann bei Substanzen, die natürlich in Lebensmitteln vorkommen, bei Umweltkontaminanten sowie solchen Substanzen, die durch den Zubereitungs- oder Herstellungsprozess in die Lebensmittel gelangen, angewandt werden. Der Wissenschaftliche Ausschuss ist der Ansicht, dass im Prinzip Substanzen, die sowohl genotoxisch als auch kanzerogen sind, an keiner Stelle der Lebensmittelkette absichtlich Lebens- und Futtermitteln zugesetzt werden sollten.
Um den Dialog unter Wissenschaftlern innerhalb und außerhalb der EU über den vorgeschlagenen Ansatz zur Risikobewertung fortzusetzen, organisiert die EFSA in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und mit Unterstützung des International Life Sciences Institute (ILSI Europe) vom 16. bis 18. November 2005 in Brüssel eine internationale Konferenz.
Während die EFSA bereits eine wissenschaftliche Konsultation über die vorgeschlagene Methode durchgeführt hat, beabsichtigt die Europäische Kommission, in nächster Zeit einen Dialog zu starten und sich mit Stakeholdern (Interessengruppen) zu beraten, wie der MOE-Ansatzes im Risikomanagement Management von Risiken, die im Rahmen der Risikobewertung ermittelt wurden. Dies umfasst die Planung, Umsetzung und Evaluierung aller resultierenden Maßnahmen, die zum Schutz von Verbrauchern, Tieren und der Umwelt ergriffen werden möglicherweise eingesetzt werden kann.
Substanzen, die sowohl genotoxische als auch kanzerogene Eigenschaften besitzen, können direkt auf das genetische Material (DNS) in Zellen einwirken und Krebs hervorrufen.
Der im Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses dargelegte harmonisierte Ansatz für die Risikobewertung von Substanzen, die sowohl genotoxische als auch kanzerogene Eigenschaften haben, basiert auf der Berechnung der sog. „Margin of exposure“ (MOE) und vergleicht die bestmöglichen Schätzwerte der menschlichen Exposition mit den in Bioassays bei Tieren ermittelten Wirkungswerten. Ein hoher MOE-Wert bedeutet ein geringeres Risiko für die Verbraucher.
Von April bis Juni 2005 hat die EFSA einen Gutachtenentwurf des Wissenschaftlichen Ausschusses veröffentlich, in dem eine harmonisierte Methode für die Risikobewertung solcher Substanzen vorgeschlagen wird, die sowohl genotoxische als auch kanzerogene Eigenschaften besitzen, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, sich zum Gutachtenentwurf zu äußern. Es gingen bei der EFSA Kommentare von nationalen Behörden der EU-Mitgliedstaaten, von Forschungseinrichtungen und Stakeholder sowie von den EFSA-eigenen wissenschaftlichen Gremien ein. Während der Ansatz an sich einhellig begrüßt und angenommen wurde, bezogen sich einige Äußerungen auf die Verbesserung und Klärung einiger Aspekte des Gutachtens.
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