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EFSA bewertet Antibiotikaresistenz-Markergene in gentechnisch veränderten Pflanzen

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Die EFSA hat heute eine Stellungnahme[1] veröffentlicht, die einen zusammenfassenden Überblick zur Frage der Verwendung von Antibiotikaresistenz-Markergenen (ARMG)[2]in genetisch veränderten Pflanzen (GV-Pflanzen) bietet und ein gemeinsames wissenschaftliches Gutachten Zu Gutachten zählen Risikobewertungen im Hinblick auf allgemeine wissenschaftliche Fragen; Bewertungen von Anträgen auf Zulassung eines Produkts, Stoffs oder einer Angabe; sowie Bewertungen von Risikobeurteilungen des GMO-Gremiums (Gremium für genetisch veränderte Organismen) und des BIOHAZ-Gremiums (Gremium für biologische Gefahren) beinhaltet. Die Gremien sind zu dem Ergebnis gelangt, dass negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt durch den Transfer der beiden Antibiotikaresistenz-Markergene nptII und aadA von GV-Pflanzen auf Bakterien im Zusammenhang mit der Verwendung GV-Pflanzen den derzeitigen Erkenntnissen zufolge unwahrscheinlich sind. In dem Gutachten enthaltene Unwägbarkeiten sind zurückzuführen auf eingeschränkte Möglichkeiten, die u. a. mit der Probenahme und dem Nachweis sowie mit den Anforderungen bei der Einschätzung der Expositionswerte und mit der fehlenden Möglichkeit zusammenhängen, transferierbare Resistenzgene einer bestimmten Quelle zuzuordnen. Zwei Mitglieder des BIOHAZ-Gremiums brachten Minderheitsauffassungen über die Möglichkeit schädlicher Auswirkungen von Antibiotikaresistenz-Markergenen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zum Ausdruck.

Das GMO-Gremium hat in einem weiteren Gutachten seine früheren Bewertungen zu einzelnen GV-Pflanzen, die ARMG enthalten, überprüft und dabei die Ergebnisse und Schlussfolgerungen des gemeinsamen Gutachtens des GMO-Gremiums und des BIOHAZ-Gremiums berücksichtigt. Das GMO-Gremium ist zu dem Ergebnis gelangt, dass seine früheren Risikobewertungen über die Verwendung des Markergens nptII in GV-Pflanzen mit der in dem gemeinsamen Gutachten dargelegten Risikobewertungsstrategie übereinstimmen und keine neuen wissenschaftlichen Beweise vorliegen, die ihm Anlass zu einer Änderung seines früheren wissenschaftlichen Gutachtens bzw. seiner früheren Stellungnahme[3] zu diesen GV-Pflanzen geben würden.

Im Anschluss an die Annahme des gemeinsamen Gutachtens des GMO-Gremiums und des BIOHAZ-Gremiums hatte die EFSA die beiden Gremien gebeten, zu überprüfen, ob die genannten Minderheitsauffassungen eine klarstellende Ergänzung oder zusätzliche wissenschaftliche Arbeiten erforderlich machen würden. Die Vorsitzenden der beiden Gremien antworteten hierzu, dass die Minderheitsauffassungen im Rahmen der Vorbereitung des gemeinsamen wissenschaftlichen Gutachtens umfassend berücksichtigt worden sind und dass derzeit keine zusätzliche verdeutlichende Klarstellung oder weitere wissenschaftliche Arbeiten notwendig sind.

In ihrem gemeinsamen wissenschaftlichen Gutachten sind das GMO-Gremium und das BIOHAZ-Gremium zu der Schlussfolgerung gelangt, dass das Auftreten von ARMG-Transfers von GV-Pflanzen auf Bakterien weder unter natürlichen Bedingungen noch im Labor nachgewiesen wurde. Die wesentliche Barriere für eine dauerhafte Aufnahme Menge eines Stoffs (z.B. eines Nährstoff oder einer Chemikalie), der von einem Menschen oder einem Tier über die Nahrung aufgenommen wird von Antibiotikaresistenz-Markergenen aus GV-Pflanzen in Bakterien ist die fehlende Identität der DNA Komplexes, kettenähnliches Molekül, das in allen Lebewesen und einigen Viren vorkommt und die genetischen Informationen (Gene) trägt. Die DNA (dt.: Desoxyribonukleinsäure – DNS) ist in der Lage, sich selbst zu kopieren, und enthält die „Baupläne“ aller Proteine, die für die Schaffung und Erhaltung von Leben notwendig sind-Sequenzen zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen und Bakterien.

Die Gremien sind ferner zu dem Ergebnis gelangt, dass die Antibiotikaresistenzgene nptII und aadA in verschiedenen Bakterienspezies und -stämmen sowie in verschiedenen Umgebungen mit unterschiedlicher Frequenz auftreten. Kürzlich durchgeführte Analysen von Gesamtbakterienpopulationen mittels modernster Technologien[4] haben gezeigt, dass Resistenzgene gegen die Antibiotika Kanamycin, Neomycin und Streptomycin in allen untersuchten Milieus zu finden sind. Das Vorkommen von Antibiotika in der Umwelt und der Gebrauch von Antibiotika sind Schlüsselfaktoren bei der Auswahl und der Verbreitung von Antibiotikaresistenzgenen.

Die Gremien betonten ferner Beschränkungen, die unter anderem im Hinblick auf Probenahme, Nachweis, Schwierigkeiten beim Einschätzen der Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird und die fehlende Möglichkeit, einen Gentransfer einer bestimmten Quelle zuordnen zu können, bestehen. Probenahme und Nachweisfragen stellen technische Gesichtspunkte bei Experimenten dar, welche die Gültigkeit von Ergebnissen einschränken können. Darüber hinaus ist es häufig nicht möglich, herauszufinden, von welchem Organismus Lebewesen wie Menschen, Tiere, Pflanzen und Mikroben (z.B. Bakterien und Viren) ein Antibiotikaresistenz-Markergen herrührt, das in einem anderen Organismus auftritt, oder eine genaue Einschätzung des Ausmaßes dieses Phänomens zu geben.[5]

In Zusammenarbeit mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMEA) und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wurde von den Gremien ebenfalls die klinische Bedeutung der Antibiotika, gegen die ARMG Resistenz verleihen, für die Human- und Veterinärmedizin untersucht. Das Markergen nptII verleiht Resistenzen gegen die Antibiotika Kanamycin und Neomycin. Diese werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „besonders wichtige antimikrobielle Substanzen“ eingestuft. Kanamycin wird als „Second-Line“-Antibiotikum zur Behandlung von Infektionen mit multiresistenter Tuberkulose (MTB) angewendet; die zunehmende Resistenz von MTB gegen solche Antibiotika erregt weltweit Besorgnis. Die Gremien haben jedoch festgestellt, dass nptII nicht zur Resistenz gegenüber Kanamycin bei der Behandlung von MTB beigetragen hat.

Anhand der Ergebnisse dieses gemeinsamen Gutachtens des GMO-Gremiums und des BIOHAZ-Gremiums hat das GMO-Gremium ebenfalls sein früheres Gutachten bzw. seine frühere Stellungnahme über die Verwendung von nptII bei GV-Pflanzen überprüft. Das GMO-Gremium ist in seinem neuen eigenen Gutachten zu der Schlussfolgerung gelangt, dass seine früheren Risikobewertungen über die Verwendung von nptII in Mais MON 863 und in Hybriden sowie in der Stärkekartoffel EH92-527-1 mit der in dem gemeinsamen Gutachten des GMO-Gremiums und des BIOHAZ-Gremiums dargelegten Risikobewertungsstrategie übereinstimmen. Das GMO-Gremium betont außerdem, dass keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen, die dem Gremium Anlass zu einer Änderung seines früheren Gutachtens bzw. seiner früheren Stellungnahme zu diesen GV-Pflanzen geben würden.

[1] Die Stellungnahme umfasst ein gemeinsames wissenschaftliches Gutachten des GMO-Gremiums und des BIOHAZ-Gremiums der EFSA, ein weiteres Gutachten des GMO-Gremiums, ein Schreiben der EFSA an die Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Ausschusses, des GMO-Gremiums und des BIOHAZ-Gremiums sowie die Antwort der genannten Vorsitzenden auf dieses Schreiben.
[2] Markergene, die Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika kodieren, können bei genetischer Modifikation eingesetzt werden, um gentechnisch veränderte Zellen unter den nicht-transformierten Zellen leichter erkennen zu können.
[3] Weitere Informationen hierzu auf der EFSA-Website: EFSA gibt wissenschaftliche Empfehlung zur Verwendung von Antibiotikaresistenz-Markergenen in gentechnisch veränderten Pflanzen , vom 19. April 2004   und , vom 13. April 2007.
[4] Wie beispielsweise die Metagenomik, welche die Möglichkeit bietet, mikrobielle Gemeinschaften in ihrer Gesamtheit zu analysieren und nicht einzelne mikrobielle Spezies isolieren und kultivieren zu müssen.
[5] So sind beispielsweise Bakterien mit dem resistenten Gen bereits in natürlicher Form in der Umwelt vorhanden und könnten den Ursprung für das Antibiotikaresistenz-Markergen bilden, dass in anderen Bakterien zu finden ist.

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