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EFSA wertet Studien zu einigen Pestiziden und Bienengesundheit aus

Zwei Forscherteams haben vor kurzem in der Zeitschrift Science innovative Verhaltensstudien[1] veröffentlicht, denen zufolge bereits geringe Mengen an Neonicotinoid-haltigen Pestiziden[2] erhebliche Auswirkungen auf Bienenvölker haben können. Nach der Publikation dieser Studien wurde die EFSA von der Europäischen Kommission ersucht, die tatsächliche Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird. von Bienen gegenüber Neonicotinoiden – infolge ihrer Verwendung in der EU als Pflanzenschutzmittel – mit den Expositionsniveaus zu vergleichen, die in den Forschungsarbeiten getestet wurden. Die Behörde wurde auch ersucht festzustellen, ob die Ergebnisse auf andere zur Saatgutbehandlung eingesetzte Neonicotinoide bezogen werden können.

In ihrer heute veröffentlichten Stellungnahme gelangt die EFSA zu dem Schluss, dass die im Rahmen der besagten Studien an Honigbienen getesteten Konzentrationen höher sind als die höchsten in Nektar nachgewiesenen Rückstandsgehalte der Neonicotinoide Thiamethoxam, Clothianidin und Imidacloprid. Die an Hummeln getesteten Imidacloprid-Dosen lagen im Bereich der in Pollen und Nektar nachgewiesenen Rückstandshöchstgehalte. Die Behörde erklärte, dass, um zu diesen Schlussfolgerungen zu gelangen, eine dritte Studie[3], die sich mit den Wirkungen von Imidacloprid und Clothianidin auf Honigbienen befasst, berücksichtigt wurde.

In den Studien von Henry et al. und Schneider et al. konsumierten die Bienen die gesamte Menge des Wirkstoffs in relativ kurzer Zeit, statt sie über einen längeren, realistischeren Zeitraum aufzunehmen. Abhängig von den Stoffeigenschaften und je nachdem, wie schnell die Substanz von den Bienen verstoffwechselt werden kann, könnte diese Expositionsmethode zu schwerwiegenderen Auswirkungen führen, als dies bei der Nahrungssuche der Bienen unter realistischen Feldbedingungen der Fall ist.

Darüber hinaus ist ungewiss, inwiefern die von Whitehorn et al. getestete Imidacloprid-Exposition für Feldbedingungen repräsentativ ist, da Hummeln bei ihrer Nahrungssuche zwei Wochen lang ausschließlich Imidacloprid-behandelte Kulturpflanzen anfliegen müssten, um dem Wirkstoff im gleichen Umfang wie in der Studie ausgesetzt zu sein.

Bevor jedoch endgültige Schlussfolgerungen über die Auswirkungen von Neonicotinoiden auf das Verhalten von Sammlerinnen und Bienenvölkern gezogen werden können, wäre es notwendig, die im Rahmen der Studien durchgeführten Versuche mit anderen Expositionsniveaus oder in anderen Situationen zu wiederholen. Zusätzliche Daten würden auch benötigt, um die Relevanz der neuen Forschungsergebnisse für die Saatgutbehandlung anderer Kulturpflanzen sowie für die Sprühanwendung zu prüfen.

Die EFSA wird sich weiterhin mit diesem Bereich beschäftigen und erhielt vor kurzem ein Mandat der Europäischen Kommission (sowie ein ähnliches Ersuchen der zuständigen französischen Behörde) zur Bereitstellung einer eingehenden Untersuchung zu den Auswirkungen der neonicotinoiden Wirkstoffe Thiamethoxam, Clothianidin, Imidacloprid, Acetamiprid und Thiacloprid. Bei dieser Untersuchung, deren Ergebnisse im Dezember 2012 veröffentlicht werden sollen, wird ein besonderes Augenmerk auf akuten und chronischen Wirkungen im Hinblick auf das Überleben und die Entwicklung von Bienenvölkern liegen, wobei auch die Auswirkungen auf Bienenlarven und das Bienenverhalten berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang sollen außerdem die Wirkungen subletaler Dosen auf das Überleben und Verhalten von Bienen einer näheren Betrachtung unterzogen werden.

Notes to editors

Um die tatsächliche Exposition mit den Dosierungen vergleichen zu können, die der veröffentlichten Forschungsliteratur zugrunde liegen, analysierte die EFSA Daten zu in den Mitgliedstaaten zugelassenen Pflanzenschutzmitteln sowie Informationen über repräsentative Verwendungen, die im Rahmen des EU-Zulassungsverfahrens für Wirkstoffe berücksichtigt werden. Auch Daten über Pestizidrückstände in Pollen und Nektar wurden ausgewertet, um das Ausmaß der Belastung dieser Futterquellen durch die zugelassene Verwendung von Neonicotinoiden abzuschätzen[4]. Die höchsten Rückstandsgehalte wurden dann mit den in den veröffentlichten Forschungsarbeiten angegebenen Konzentrationen und Dosierungen verglichen.

[1] Henry, M., Beguin, M., Requier, F., Rollin, O., Odoux, J.-F., Aupinel, P., Aptel, J., Tchamitchian, S. und Decourtye, A. (2012): A common pesticide decreases foraging success and survival in honeybees; Whitehorn, P. R., O’Connor, S., Wackers, F.L. und Goulson, D. (2012): Neonicotinoid pesticide reduces bumble bee colony growth and queen production.
[2] Bei Neonicotinoiden handelt es sich um eine Gruppe von neuroaktiven Insektiziden.
[3] Schneider C. W., Tautz J., Grünewald B., Fuchs S. (2012): RFID tracking of sub-lethal effects of two neonicotinoid insecticides on the foraging behavior of Apis mellifera.
[4] Der Datensatz zu Rückständen in Nektar und Pollen beschränkte sich auf Mais (nur Pollen), Raps, Phacelia, Luzerne und Sonnenblume; Daten lagen nur für die Verwendung zur Saatgutbehandlung und die Aufnahme Menge eines Stoffs (z.B. eines Nährstoff oder einer Chemikalie), der von einem Menschen oder einem Tier über die Nahrung aufgenommen wird. über den Boden vor. Eine Extrapolation auf andere Kulturen wurde nicht als sinnvoll erachtet. Studien zu Rückständen bei Sprühanwendung standen nicht zur Verfügung; daher wurde die Exposition durch diese Verwendung nicht berücksichtigt.

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