EFSA, ECDC und Europäische Kommission informieren Abgeordnete des EP über gemeinsame EU-Maßnahmen zur Bekämpfung lebensmittelbedingter Zoonosen
Lebensmittelbedingte Zoonosen[1] stellen mit jährlich mehr als 320 000 bestätigten Erkrankungen bei Menschen in der Europäischen Union eine erhebliche und weit verbreitete Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher (GD SANCO) der Europäischen Kommision nahmen im Rahmen eines Austauschs mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments (EP) eine Bestandsaufnahme vor, zeigten Problemfelder auf und empfahlen künftige Vorgehensweisen, während sie zugleich auf Rolle und Tätigkeit der an der Bekämpfung dieser Krankheiten maßgeblich beteiligten EU-Akteure eingingen. Die Veranstaltung am 10. Oktober 2011 bot den Abgeordneten des EP Gelegenheit, mit Wissenschaftlern und Risikomanagern die zum Schutz der europäischen Verbraucher vor lebensmittelbedingten Zoonosen ergriffenen Maßnahmen sowie optimierungsfähige Bereiche zu erörtern.
Auf der Veranstaltung Animal-to-human diseases: How does Europe protect its citizens („Vom Tier auf den Menschen übertragbare Erkrankungen: Wie schützt Europa seine Bürger?“), zu der die Vizepräsidentin des EP, Dagmar Roth-Behrendt, eingeladen hatte, wurde überblicksartig der von der EU verfolgte integrierte Ansatz zur Bekämpfung lebensmittelbedingter Zoonosen im Rahmen des EU-Lebensmittelsicherheitssystems dargestellt. In ihren einleitenden Worten betonte die geschäftsführende Direktorin der EFSA, Catherine Geslain-Lanéelle, dass die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten von zentraler Bedeutung sei, um die Kapazitäten Europas zur Erforschung und Bekämpfung dieser bedeutenden Risiken für die öffentliche Gesundheit weiter auszubauen.
Im Namen der Europäischen Kommission stellte Bernard Van Goethem, Direktor bei der GD SANCO, den umfassenden Regulierungsrahmen der EU zum Schutz der EU-Verbraucher vor. Dabei hob er die großen Fortschritte hervor, die die EU im Kampf gegen Salmonella erzielt hat. Ein koordinierter Ansatz aller EU-Akteure in Bezug auf Zoonosen hat dazu beigetragen, die Zahl der Salmonellose-Fälle beim Menschen in Europa innerhalb von fünf Jahren (2004 – 2009) beinahe zu halbieren.
Im Anschluss an diesen Vortrag gaben Dr. Johanna Takkinen (ECDC) und Dr. Pia Mäkelä (EFSA) einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Prävalenz von Salmonella, Campylobacter und anderen Zoonosen in der EU. Auf der Basis von in den EU-Mitgliedstaaten erhobenen Daten erstellen die beiden Behörden gemeinsam jährliche EU-Kurzberichte über zoonotische Infektionen und lebensmittelbedingte Ausbrüche. Diese dienen der Beobachtung der laufenden Entwicklung in Europa sowie als Informationsgrundlage für ggf. zu treffende Maßnahmen im Bereich des Risikomanagements.
Professor Arie Havelaar, Mitglied des Wissenschaftlichen Gremiums der EFSA für biologische Gefahren, informierte die Abgeordneten des EP über die Gesamtlasten, die sich durch lebensmittelbedingte Erkrankungen in Europa ergeben. Nach Schätzung der EFSA könnten Salmonellose-Fälle beim Menschen die Wirtschaft jährlich mit insgesamt bis zu 3 Mrd. Euro belasten.
Als konkretes Beispiel für einen Einsatz der EU-Akteure nannte EFSA-Direktor Hubert Deluyker das gemeinsame Vorgehen nach den Krankheitsausbrüchen durch den seltenen Verotoxin-produzierenden E.-coli-Stamm (O104:H4), von denen die EU im Sommer 2011 betroffen war und die knapp 50 Todesfälle forderten. Darüber hinaus unterzog er die Herausforderungen sowie die sich im Zusammenhang mit den epidemiologischen Untersuchungen der Ausbrüche in Frankreich und Deutschland ergebenden Lehren einer kritischen Betrachtung. In seinem Beitrag zum selben Tagesordnungspunkt ging ECDC-Direktor Marc Sprenger insbesondere auf Maßnahmen ein, die im Hinblick auf eine qualitative Verbesserung der Meldung lebensmittelbedingter Krankheitsfälle durch Allgemeinmediziner EU-weit ergriffen werden können.
Umfassende Informationen über Zoonosen auf der EFSA-Website
Um interessierten Kreisen und der allgemeinen Öffentlichkeit weitere Informationen über diese bedeutende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit zur Verfügung zu stellen, hat die EFSA auf ihrer Website umfangreiches Informationsmaterial zu Zoonosen sowie die Tätigkeit der Behörde in diesem Bereich zusammengestellt. Das Informationsangebot bestehend aus allgemeinen und krankheitsspezifischen Informationen steht unter der Rubrik „Themen A-Z“ auf der Website zur Verfügung.
Tagesordnung
[1] Zoonosen sind Infektionen oder Erkrankungen, die direkt oder indirekt zwischen Tier und Mensch übertragen werden können. Lebensmittelbedingte Zoonosen werden durch den Verzehr von Nahrungsmitteln oder Trinkwasser verursacht, die durch Mikroorganismen, einschließlich Bakterien wie Salmonella und Campylobacter, Viren, z. B. Norovirus, und Parasiten kontaminiert sind. Untersuchungen zeigen, dass ein Drittel bis die Hälfte aller Infektionskrankheiten bei Menschen durch Tiere übertragen wird.
Dokumente
Presentations
- Van Goethem (DG SANCO): EU regulatory framework to protect consumers: the success of Salmonella controls in particular
- Takkinen (ECDC): Trends in Salmonella, Campylobacter and other food-borne zoonoses in the EU
- Makela (EFSA): Trends in Salmonella, Campylobacter and other food-borne zoonoses in the EU
- Havelaar (EFSA): The burden of food-borne diseases in Europe
- Deluyker (EFSA): Challenges and lessons learned from the 2011 E. coli outbreaks epidemiological investigations