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EFSA bewertet Risiken für die öffentliche Gesundheit durch Opiumalkaloide in Mohnsamen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat ein wissenschaftliches Gutachten Zu Gutachten zählen Risikobewertungen im Hinblick auf allgemeine wissenschaftliche Fragen; Bewertungen von Anträgen auf Zulassung eines Produkts, Stoffs oder einer Angabe; sowie Bewertungen von Risikobeurteilungen. veröffentlicht, dem zufolge der Verzehr von Lebensmitteln, die Mohnsamen enthalten, für manche Verbrauchergruppen gesundheitlich bedenklich sein könnte. Das Gremium für Kontaminanten Alle in Lebensmitteln zu findenden Stoffe, die nicht absichtlich zugesetzt wurden. Kontaminanten können auf Verpackung, Lebensmittelverarbeitung und -transport, landwirtschaftliche Praktiken oder den Einsatz von Tierarzneimitteln zurückzuführen sein. Der Begriff deckt nicht die Kontamination durch Insekten oder Nagetiere ab. in der Lebensmittelkette (CONTAM) unterstrich jedoch die Unsicherheiten, die bei der Bewertung der Aufnahme Menge eines Stoffs (z.B. eines Nährstoff oder einer Chemikalie), der von einem Menschen oder einem Tier über die Nahrung aufgenommen wird. von Opiumalkaloiden aus Mohnsamen in Lebensmitteln aufgrund der begrenzten Daten zum Verzehr und zu den in Lebensmitteln enthaltenen Mengen bestehen. Mohnsamen enthalten von Natur aus keine Opiumalkaloide, können jedoch infolge von Schädigungen der Pflanzen durch Schädlinge oder bei der Ernte mit dem Saft der Mohnpflanze kontaminiert sein. Das Gutachten stellt außerdem fest, dass die Lebensmittelverarbeitung den Gehalt an Opiumalkaloiden in Mohnsamen um bis zu etwa 90 % verringern kann.

Das CONTAM-Gremium weist darauf hin, dass nur wenige Berichte über nachteilige Wirkungen durch den traditionellen Verzehr von Mohnsamen vorliegen; es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass solche Reaktionen nicht doch hin und wieder auftreten. Morphinartige Wirkungen sind bei Menschen bereits nach dem Verzehr einer einzigen Portion eines Gerichts, das mit Opiumalkaloiden kontaminierte Mohnsamen enthielt, beobachtet worden. Die wissenschaftlichen Sachverständigen des Gremiums hielten es daher für angemessen, ihre Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. für Mohnsamen auf die Exposition Konzentration oder Menge eines bestimmten Stoffs, die von einem Menschen, einer Population oder einem Ökosystem mit einer bestimmten Häufigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg aufgenommen wird. gegenüber Morphin, dem in Mohnsamen am häufigsten nachgewiesenen Opiumalkaloid, zu stützen. Das Gremium legte einen gesundheitsbezogenen Richtwert, die sogenannte akute Referenzdosis (Acute Reference Dose – ArfD), von 10 µg Morphin pro kg Körpergewicht auf der Basis der niedrigsten bekannten oralen therapeutischen Dosis Gesamtmenge eines Stoffs (z.B. einer Chemikalie oder eines Nährstoffs), die einem einzelnen Organismus verabreicht bzw. von einem Organismus, einer Population oder einem Ökosystem aufgenommen bzw. absorbiert wird. von Morphin fest. Nach Ansicht des Gremiums entspricht dies der Aufnahmemenge, oberhalb derer Lebensmittel, die mit Opiumalkaloiden kontaminierte Mohnsamen enthalten, gesundheitlich bedenklich sein könnten.

Ein genaues EU-weites Bild des Verzehrs von Lebensmitteln, die Mohnsamen enthalten, liegt zurzeit nicht vor, da viele Länder keine spezifischen Verzehrsdaten zur Verfügung stellen oder einen hohen saisonalen Verzehr berücksichtigen. Deshalb wurden Expositionsschätzungen aus Rezepten sowie Analysen von Mohnsamen und einiger Lebensmittelerzeugnisse abgeleitet. Das Gremium stellte fest, dass Konsumenten von Lebensmitteln, die große Mengen von Mohnsamen enthalten, wahrscheinlich bei zumindest einigen Mahlzeiten die ARfD überschreiten. Auch wenn Mohnsamen als Gewürz in bzw. Verzierung auf Brot und Feingebäck verzehrt werden, könnten manche Verbraucher, insbesondere kleine Kinder, in seltenen Fällen ebenfalls die ARfD überschreiten. Das Gutachten stellt außerdem fest, dass Verfahren der Lebensmittelverarbeitung, wie z. B. Waschen, Einweichen, Mahlen und Kochen, den Alkaloidgehalt von Mohnsamen verringern können.

Das CONTAM-Gremium empfiehlt, weitere Daten zu erheben, und zwar zu: den Konzentrationen von Opiumalkaloiden in Lebensmittelerzeugnissen; den verschiedenen Sorten von Mohnsamen, die auf dem europäischen Markt für die Verwendung in Lebensmitteln erhältlich sind, sowie deren Alkaloidgehalt; und zum Verzehr von Lebensmitteln, die Mohnsamen enthalten. Außerdem stellte das Gremium fest, dass weitere Arbeiten in diesem Bereich sich nicht nur auf Morphin konzentrieren sollten, sondern auch auf die anderen Alkaloide, über deren Vorkommen in Lebensmitteln Berichte vorliegen.

Das wichtigste Opiumalkaloid in Mohnsamen ist Morphin. In geringeren Konzentrationen sind Codein, Thebain, Noscapin und Papaverin enthalten. Die ausgeprägtesten Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der medizinischen Verwendung von Morphin und Codein sind Schläfrigkeit und Atemprobleme.

Der Opiummohn wird hauptsächlich für medizinische Zwecke angebaut, seine Samen werden jedoch in vielen Ländern der Europäischen Union (EU) auch in Lebensmitteln verwendet. In einigen mittelosteuropäischen Ländern werden Mohnsamen traditionellerweise vielfach in Lebensmitteln verwendet, darunter in hohen Mengen in Brot, Feingebäck und Süßspeisen. Ungemahlende Mohnsamen werden mitunter auch als Gewürz in oder Verzierung auf Lebensmitteln verwendet.

Notes to editors

Die akute Referenzdosis ist ein Schätzwert der normalerweise auf das Körpergewicht bezogenen Menge einer chemischen Substanz in Lebensmitteln und/oder im Trinkwasser, die in einem Zeitraum von 24 Stunden oder weniger ohne erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher aufgenommen werden kann, und zwar auf der Grundlage aller bekannten Fakten zum Zeitpunkt der Bewertung (JMPR, 2002).

Opium- bzw. Schlafmohn (Papaver somniferum) ist eine Arzneipflanze, die zur Extraktion der Opiumalkaloide aus dem getrockneten Milchsaft der Samenkapseln angebaut wird. Zu diesen Opiumalkaloiden zählen die Narkosemittel Morphin und Codein, die der Mensch seit Generationen sowohl in pharmazeutischen Präparaten als auch in pflanzlichen Heilmitteln für die Behandlung starker Schmerzen verwendet. Die Opiumalkaloide finden sich im Milchsaft der Mohnpflanze, der in allen Pflanzenteilen außer den Samen enthalten ist.

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